Das verlängerte F&E-Labor für KMU
F&E-Konferenz der Initiative «Industrie 2025» am 05.02.2020 an der ETHZ
Das verlängerte F&E-Labor für KMU
F&E-Konferenz der Initiative «Industrie 2025» am 05.02.2020 an der ETHZ
Wer Kontakte und Ideen sucht aus dem Bereich Forschung und Entwicklung rund um das Thema «Industrie 4.0», dem bietet sich der Besuch der F&E-Konferenz an. Robert Rudolph, Präsident Industrie 2025 und Mitglied der Geschäftsleitung Swissmem, erklärt im Gespräch mit «Technik und Wissen» was es in diesem Jahr zu hören und zu sehen gibt.
Herr Rudolph, die F&E-Konferenz der Initiative «Industrie 2025» hebt sich unter den vielen Veranstaltungen rund um das Thema Industrie 4.0 ab mit ihrem Fokus auf die Forschung und Entwicklung. Macht das ihren Erfolg aus?
Wir schauen nicht nur in die Labors der Hochschulen, wir zeigen auch ganz spezifisch Projekte, welche zusammen mit Firmen durchgeführt werden. Die Teilnehmer bekommen damit einen Einblick in die technologischen Themen, mit denen sich andere Unternehmen befassen. Damit wird die Konferenz sehr konkret und praxisorientiert. Das wird von den Firmenvertretern geschätzt.
Warum hat man sich eigentlich entschieden, nur Kurzreferate einzusetzen?
Wenn man sich an den Hochschulen umsieht, stellt man fest, dass die F&E-Arbeiten zu Industrie 4.0 nicht nur sehr umfangreich, sondern auch sehr vielfältig sind. Um diesem Angebot, aber auch den unterschiedlichsten Interessen der Teilnehmer gerecht zu werden, setzen wir auf das Format der Pitches in Kombination mit den Postern. So bekommen die Teilnehmer ein umfangreiches Menü vorgesetzt und können sich an den Postern in diejenigen Themen vertiefen, die sie speziell interessieren.
Die Kurzreferate behandeln Themenbereiche Internet of Things (IoT), Technologien (Robotik, Automatisierung), Maschinelles lernen, Big Data/ Data Processing bis hin zu den Neuen Geschäftsfeldern. Erkennen Sie eine Verschiebung der Themen im Verlaufe der Zeit?
Zu Beginn war ein Schwerpunkt bei Prozessoptimierungen und Automatisierungslösungen. Später waren Datenübertragungstechnologien sehr präsent. Während dessen haben die vielfältigen Themen der Datenanalytik einschliesslich maschinellem Lernen/AI aufgeholt und präsentieren sich heute als Grundlage für verschiedenste Projekte der Prozessverbesserung, Geschäftsmodellen und Dienstleistungen. Alle Themenbereiche sind im Programm aber auch dieses Jahr wieder vertreten; dennoch, ja, es gab Verschiebungen in den Schwerpunkten.
Die zahlreichen Projekte welche Daten erfassen und analysieren, ob mit oder ohne künstliche Intelligenz, stechen im Programm für dieses Jahr hervor.
Für welche der oben erwähnten Bereiche finden sich am meisten Forschungsprojekte?
Man hört oft Aussagen wie «Daten sind der Rohstoff der Industrie 4.0» und sagt damit, dass die Erfassung und Verarbeitung von Daten das Fundament der Industrie 4.0-Konzepte sind. Es freut mich sehr, dass dies nun auch deutlich in den F&E-Projekten zu sehen ist. Die zahlreichen Projekte, welche Daten erfassen und analysieren, ob mit oder ohne künstliche Intelligenz, stechen im Programm für dieses Jahr hervor.
Hintergrundbild: Robert Rudolph. (Bild: Swissmem)
Um eine Vorstellung von der Konferenz zu bekommen: Können Sie unter den rund 30 Referaten zwei herauspicken, und kurz vorstellen?
Wenn man zwei Projekte hervorhebt, tut man den anderen Unrecht. Zwei Beispiele vielleicht, um das Spektrum der Projekte aufzuzeigen: Philipp Schmid vom CSEM hat den Schienenfahrzeughersteller Stadler dabei unterstützt, eine Zustandserfassung seiner Anlagen zu implementieren, um Unterhalts- und Ersatzmassnahmen planen zu können. Dabei hilft ein neuronales Netzwerk, die Sensorsignale der Maschine zu charakterisieren und automatisch zu bewerten. Dieses Konzept lässt sich sicherlich auf verschiedenste Anlagenumgebungen übertragen.
Nabil Ouerhani von der Fachhochschule Neuchâtel stellt das Micro Lean Lab MiLL vor. Es handelt sich dabei um eine modulare, flexible, vollständig vernetzte und automatisierte Micro-Fabrik, welche innerhalb eines Konsortiums mit Werkzeugmaschinenherstellern und Uhrmachern aus dem Jurabogen entwickelt wird. Interessant bei diesem Projekt ist nicht nur seine Anwendung in der Mikrofertigung, sondern auch die Umsetzung der einzelnen Technologiekomponenten, die auch in anderen Fertigungssystemen eingesetzt werden könnten.
Bei der Konferenz soll es ja auch darum gehen, dass eine Vernetzung von Vertretern aus Industrie und Hochschulen möglich wird. Wie empfinden Sie diese Vernetzung allgemein und warum ist es wichtig, dass eine Veranstaltung wie die F&E Konferenz den Teilnehmern Gelegenheit gibt für diese Vernetzung?
Die Digitalisierung erweitert den Werkzeugkasten für die Innovationstätigkeiten erheblich. Gerade KMU sind heute nicht mehr in der Lage, sämtliche benötigten Kompetenzen für Innovationsprojekte inhouse abdecken zu können. Zusammenarbeiten und Partnerschaften sind ein zentraler Erfolgsfaktor für die Innovation. Übrigens nicht nur für KMU, das gilt genauso für grosse Unternehmen, die sehr intensiv mit Technologielieferanten und Hochschulen zusammenarbeiten. Es ist uns deshalb ein grosses Anliegen, die Vernetzung der KMU zu unterstützen.
Kennen Sie Beispiele von Vernetzungen, die dank der Konferenz entstanden sind?
Zunächst lässt sich an den Anlässen beobachten, dass an den Postern sehr engagierte Diskussionen zwischen den Referenten und den Firmenvertretern stattfinden. Wir bekommen auch Rückmeldungen von Hochschulen, die uns danken, dass sie pitchen durften und so neue Firmenkontakte etablieren und Projekte initiieren konnten. Ohne Rücksprache kann ich aber keine konkreten Beispiele nennen.
Hintergrundbild: Robert Rudolph. (Bild: Swissmem)
Um eine Vorstellung von der Konferenz zu bekommen: Können Sie unter den rund 30 Referaten zwei herauspicken, und kurz vorstellen?
Wenn man zwei Projekte hervorhebt, tut man den anderen Unrecht. Zwei Beispiele vielleicht, um das Spektrum der Projekte aufzuzeigen: Philipp Schmid vom CSEM hat den Schienenfahrzeughersteller Stadler dabei unterstützt, eine Zustandserfassung seiner Anlagen zu implementieren, um Unterhalts- und Ersatzmassnahmen planen zu können. Dabei hilft ein neuronales Netzwerk, die Sensorsignale der Maschine zu charakterisieren und automatisch zu bewerten. Dieses Konzept lässt sich sicherlich auf verschiedenste Anlagenumgebungen übertragen.
Nabil Ouerhani von der Fachhochschule Neuchâtel stellt das Micro Lean Lab MiLL vor. Es handelt sich dabei um eine modulare, flexible, vollständig vernetzte und automatisierte Micro-Fabrik, welche innerhalb eines Konsortiums mit Werkzeugmaschinenherstellern und Uhrmachern aus dem Jurabogen entwickelt wird. Interessant bei diesem Projekt ist nicht nur seine Anwendung in der Mikrofertigung, sondern auch die Umsetzung der einzelnen Technologiekomponenten, die auch in anderen Fertigungssystemen eingesetzt werden könnten.
Bei der Konferenz soll es ja auch darum gehen, dass eine Vernetzung von Vertretern aus Industrie und Hochschulen möglich wird. Wie empfinden Sie diese Vernetzung allgemein und warum ist es wichtig, dass eine Veranstaltung wie die F&E Konferenz den Teilnehmern Gelegenheit gibt für diese Vernetzung?
Die Digitalisierung erweitert den Werkzeugkasten für die Innovationstätigkeiten erheblich. Gerade KMU sind heute nicht mehr in der Lage, sämtliche benötigten Kompetenzen für Innovationsprojekte inhouse abdecken zu können. Zusammenarbeiten und Partnerschaften sind ein zentraler Erfolgsfaktor für die Innovation. Übrigens nicht nur für KMU, das gilt genauso für grosse Unternehmen, die sehr intensiv mit Technologielieferanten und Hochschulen zusammenarbeiten. Es ist uns deshalb ein grosses Anliegen, die Vernetzung der KMU zu unterstützen.
Kennen Sie Beispiele von Vernetzungen, die dank der Konferenz entstanden sind?
Zunächst lässt sich an den Anlässen beobachten, dass an den Postern sehr engagierte Diskussionen zwischen den Referenten und den Firmenvertretern stattfinden. Wir bekommen auch Rückmeldungen von Hochschulen, die uns danken, dass sie pitchen durften und so neue Firmenkontakte etablieren und Projekte initiieren konnten. Ohne Rücksprache kann ich aber keine konkreten Beispiele nennen.
Bei grossen Firmen gehört die Vernetzung mit den Hochschulen zum Alltag. Was empfehlen Sie kleinen Firmen, die eher zurückhaltend sind bei solchen Kooperationen. Welche Empfehlung geben Sie an diese Firmenvertretern?
Aus unserer Umfrage zum Umsetzungsstand wissen wir, dass die personellen Kapazitäten zu den grössten Hindernissen bei der Umsetzung von Industrie 4.0-Projekten gehören. Durch die Anwendungsorientierung bieten sich gerade Fachhochschulen für eine Zusammenarbeit mit KMU an. Sie können als «verlängertes F&E-Labor» dienen, können umfangreiche Erfahrung und zusätzliche Partner in F&E-Projekte einbringen. Damit können KMU Engpässe beim Personal und bei den Kompetenzen überbrücken und grundsätzlich das Risiko in solchen Projekten reduzieren. Die Firmen müssen aber das Zepter in der Hand behalten, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Kunden berücksichtigt werden.
Der Anlass findet im repräsentativen Auditorium Maximum der ETHZ statt mit mehr als 400 Sitzplätzen. Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie da und bis wann kann man sich noch anmelden?
Mit diesem Anlass sind wir zum ersten Mal an der ETH Zürich. Als persönliches Ziel habe ich mir 300 Teilnehmer gesetzt. Nachdem wir bisher jedes Jahr gewachsen sind und bereits eine stolze Zahl von frühen Anmeldungen hatten, bin ich zuversichtlich, dass wir die Zahl erreichen.
Anmeldungen nehmen wir online bis zum 3. Februar entgegen. Kurzentschlossene registrieren wir sehr gerne auch gleich am Empfangstisch an der F&E-Konferenz.
Weitere Infos zur F&E-Konferenz
Rückschau F&E-Konferenz 2019. (Videoquelle: Initiative Industrie 2025)
Am 5. Februar 2020 führt die Initiative Industrie 2025 zum fünften Mal die F+E-Konferenz zu Industrie 4.0 durch: in 25 Kurzreferaten präsentieren Hochschulvertreter ihre aktuellen Arbeiten und stehen in den Pausen für weiterführende Gespräche zur Verfügung.
Die Initiative «Industrie 2025», getragen von den Branchenverbänden asut, Swissmem und swissT.net, setzt sich für die Verbreitung der Konzepte von Industrie 4.0 in der Schweiz ein. Zu den Zielen der Initiative gehört auch die Koordination und Vernetzung der Akteure für die Umsetzung von Industrie 4.0. Die Vernetzung der Vertreter aus Industrie und Hochschulen wird unterstützt durch eine Posterausstellung, welche die Kontaktaufnahme unter den Akteuren ermöglicht.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Swissmem / Industrie 2025
Publiziert von Technik und Wissen
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