Im Anflug: neue Technologie-Fachmesse
Neue Blechbearbeitungsmesse «Ble.ch» in Bern ab 2019
Ein Beitrag von Technik und Wissen
Autor: Eugen Albisser
Im Anflug: neue Technologie-Fachmesse
Neue Blechbearbeitungsmesse «Ble.ch» in Bern ab 2019
Ein Beitrag von Technik und Wissen
Autor: Eugen Albisser
Es gibt Kick-off-Veranstaltungen, die beginnen mit einem bestimmten Geräusch. Diese hörte es sich so an:
Vor den geladenen Gästen aus der Industrie, Presse und Verbänden standen zwei der noch wenigen, erhaltenen und flugfähigen JU52. Es dröhnte laut im Innern der dreimotorigen Flugzeuge, aber es gibt definitiv schlechtere Kick-off-Orte als ein lautes, elegantes und legendäres Flugzeug.
Und symbolischer kann man eine Veranstaltung kaum lancieren: sich erheben, starten, abheben.
Eingeladen hatte die Messeveranstalterin Bernexpo Groupe und sinnigerweise ging es bei dem Flug in der Blechkiste um den Start einer neuen Blech-Messe mit dem einprägsamen Namen Ble.ch (offizielle Schreibweise: BLE.CH). Und es ist jetzt schon klar: Man erwartet Grosses von dieser neuen Technologie-Messe. Ganze vier Hallen hat man vorsichtshalber bereits reserviert auf dem Bernexpo-Gelände für die erste Austragung im Jahr 2019 – das zeugt von Optimismus.
Es gibt definitiv schlechtere Kick-off-Orte als ein lautes, elegantes und legendäres Flugzeug. Und symbolischer kann man eine Veranstaltung sowieso nicht lancieren: sich erheben, starten, abheben.
Noch eine Blechbearbeitungs-Messe?
Aber man hatte erwarten dürfen, dass die Bernexpo Groupe ihre Hausaufgaben gemacht hatte. Und wenn man die Partnerliste anschaut und die Namensliste durchgeht des so genannten «Founder’s Club», dann darf man attestieren: Die Basis ist gelegt und fast alle Verbände sind auch dabei: Swisst.net, Swissmem, SVS, Forum Blech, Swissrail, Stahlpromotion Schweiz, der Schweizerische Stahl- und Haustechnikverband, AM Suisse etc.
Grünes Licht für die Ble.ch erst im Herbst
Trotz guter Basis und breiter Unterstützung bleibt aber ein gewisses Risiko und das definitive «grüne Licht» wird daher erst im Herbst 2017 gegeben. Was genau aber ist das Bedürfnis in der Schweiz, wenn es um eine «Fachmesse für Metall- und Stahlverarbeitung» geht? Peter Boeni, Projektleiter Ble.ch: «Wir haben rund 40 Interviews geführt mit Leuten aus der Branche und gemeinsam festgestellt, dass sie sich eine Messe in der Schweiz wünschen, auf welcher der durchgehende und vollständige Fertigungsprozess der Blechbearbeitung und das Themengebiet der Industrie 4.0 gezeigt wird. Das gibt es noch nicht und das wollen wir nun mit der Ble.ch auf die Beine stellen.»
Konkret bedeutet dies, dass auf der neuen Messe folgenden Verfahren und Themen aufgegriffen werden:
- Anrichten, Schneiden
- Biegen, Formen, Stanzen
- Verbinden, Schweissen
- Polieren, Schleifen, Entgraten
- Beschichten, Montieren
Und über alles hinweg soll auch das Additive Manufacturing, die Qualitätssicherung und die Aus- und Weiterbildung Platz haben. Die Fachmesse soll ausserdem so ausgelegt werden, dass nicht nur der C-Level angesprochen wird, sondern bis zum Handwerker alle etwas finden, um die Messe zu besuchen. Die Ble.ch soll ihre Premiere am 21. Mai 2019 auf dem Bernexpo-Gelände haben. Sie würde drei Tage dauern und jeweils in den ungeraden Jahren stattfinden.
«Könnte nichts besseres passieren als eine solche Messe»
Eine interessante Frage im Zusammenhang mit einer Messe ist jeweils das Potenzial, einerseits auf Aussteller-, anderseits auf Besucherseite. Die Organisatoren der Ble.ch haben zur Einschätzung des Marktes das TAM-SAM-SOM-Modell herangezogen. Das TAM (Total Addressable Market, grösstmögliche Marktpotenzial) schätzt man bei den Ausstellern auf rund 3965, während es auf Besucherseite rund 36’000 sein könnten. Realistisch für eine erste Messe ist natürlich etwas in der Nähe von SOM (Serviceable Obtainable Market oder Share of Market): also rund 150-200 Ausstellern und 3500 bis 5000 Besuchern.
Wer allerdings das positive Echo aus der Branche hört, wird eine leichte Tendenz von SOM zu SAM (Serviceable Addressable Market) annehmen dürfen.
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns etwas Besseres passieren könnte, als die Durchführung einer solchen Messe.» Christian Stein, Präsident Forum Blech
Besucherprofil der Ble.ch
Gerade bei den Besuchern könnte durch eine geschickt gewählte Breite an Ausstellern (aber keiner Verwässerung) ein erhebliches Feld an Spezialisten angesprochen werden, speziell auch Fachleute, die sich Reisen an Messen im Ausland nicht leisten (wollen). Das Besucherprofil jedenfalls sieht offiziell so aus:
- Stahl-, Metall-, Maschinen- und Fahrzeugbau
- Automobil- und Rail-Industrie sowie
- Zulieferer
- Hersteller von Metallerzeugnissen
- Schlosser, Spengler, Heizungs-, Lüftungsund
- Klimatechnik
- Planungs- und Ingenieurbüros
- Baugewerbe
- Chemische Industrie, Rohrleitungs- &
- Behälterbau, Energie- und Wasserversorgung
- Werkhöfe, öffentliche Hand und Betriebsunterhalt
Ans Potenzial jedenfalls glaubt Christian Stein, Präsident des Forum Blech. «Wir haben bei uns rund 100 Firmen, und unser Ziel ist in erster Linie die Aus- und Weiterbildung, der Wissenstransfer und das Networking», sagt er. «Eine Messe wie die Ble.ch würde all diese Punkte ansprechen - und selbstverständlich all dies verbunden mit dem Thema Blechbearbeitung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns etwas Besseres passieren könnte, als die Durchführung einer solchen Messe.»
Nicht nur alle zwei Jahre eine Messe, sondern täglich virtuell präsent
Auch wenn zum möglichen Beginn der Messe im 2019 noch reichlich Zeit vergeht, kann sich heutzutage keine Messe mehr einfach auf seine Präsenz in der realen Welt beschränken. Und dies gilt wohl speziell für junge Messen. Ble.ch dürfte daher weniger wie eine etablierte Messe mit einer einfachen Webseite auf sich selbst verweisen, sondern die Zeit zwischen zwei Messen zum Aufbau einer Art Ble.ch-Community nutzen.
Digital2Live, so jedenfalls bereits der Name, soll eine oder gar DIE digitale Branchenplattform werden und man kann sich etwas Ähnliches vorstellen wie die AMX – ebenfalls eine noch junge Messe notabene – dies bereits für die Additive-Manufacturing-Branche unterhält.
«Die digitale Branchenplattform soll eine zentrale Rolle einnehmen», erklärte jedenfalls Projektleiter Peter Boeni. «Ble.ch ist deshalb bereits ab Oktober 2017 online. Neuheiten, Insights, Reportagen, Studien, Veranstaltungskalender, Whitepaper sowie News zu Aus- und Weiterbildung werden die Fachleute kontinuierlich darüber informieren, was die Branche bewegt.»
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bilder: Eugen Albisser
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: