Die EAM Swiss GmbH wurde 2010 von in der Schweiz tätigen Maximo-Experten gegründet. Zusammen haben die heute fünf Consultants mehr als 100 Jahre Erfahrung in Beratung, Implementierung und Betrieb von Maximo. Die Plattform beinhaltet im Kern alle Funktionen, um die Standardfälle in der Instandhaltung abzudecken. Für unterschiedliche Branchen gibt es Industrielösungen und Erweiterungen.
Instandhaltung in Zeiten der Digitalisierung
Der Einfluss einer guten Software - ein Interview mit Beat Keller, EAM Swiss GmbH
Autor: Eugen Albisser
Instandhaltung in Zeiten der Digitalisierung
Der Einfluss einer guten Software - ein Interview mit Beat Keller, EAM Swiss GmbH
Autor: Eugen Albisser
Hinter einer optimalen Instandhaltung steckt viel Vorbereitung und eine gute Software. Den Weg dazu erklärt in diesem Interview Beat Keller, Geschäftsführer der Firma EAM Swiss.
Herr Keller, für die Instandhaltung muss das plötzlich aufgekommene Trendthema Industrie 4.0 ein Segen sein. Denn seither ist zum Beispiel das Condition Monitoring in aller Munde und gilt als Paradebeispiel für eine mögliche Industrie-4.0-Umsetzung.
Beat Keller, EAM Swiss: Es ist tastsächlich so, dass durch die Informationen und die Diskussionen rund um das Thema Industrie 4.0 vielen erst bewusst wurde, dass sich optimale Instandhaltung positiv auf das Betriebsergebnis auswirkt.
Instandhaltung als Kostenfaktor
Früher sah man die Instandhaltung eher als Kostenfaktor?
Beat Keller, EAM Swiss: Instandhaltung wird in vielen Unternehmen noch immer als Kostenfaktor wahrgenommen. Aber wir haben heute Beispiele, die zeigen, dass sich eine auf verlässlichen Anlagendaten basierende Instandhaltung eindeutig positiv auf das Betriebsergebnis auswirkt. Ungeplante Stillstände bei Produktionsanlagen sind der Alptraum eines jeden Instandhalters. Denn schnell kommen da zehntausende Franken an Ausfallkosten zusammen − in einigen Bereichen wie der Stromproduktion sofort mehrere hunderttausend Franken. Nehmen wir also eine realistische Senkung der Ausfallkosten um 50 Prozent oder mehr mit der Einführung einer solchen Instandhaltung, dann können erhebliche Summen eingespart werden.
Instandhaltung braucht eine Instandhaltungssoftware
Aber man braucht verlässliche Daten dafür, und da kommt eine Firma wie EAM Swiss mit ihrer Software ins Spiel. Können Sie diese Instandhaltungs-Software kurz erklären?
Beat Keller, EAM Swiss: Wir sind Spezialisten für das Enterprise-Asset-Management-System Maximo. Das ist eines der führenden Instandhaltungssysteme; es bildet die kompletten Prozesse ab, welche für die Instandhaltung notwendig sind. Mit Maximo kommen die Daten über klar definierte Prozesse ins System und stehen dort für unterschiedliche Zwecke zur Verfügung. Auf der Basis dieser vertrauenswürdigen Daten können nachhaltige Entscheidungen bezüglich der Instandhaltungsstrategie getroffen werden. Der Zustand von technischen Anlagen kann beurteilt und notwendige Massnahmen oder Investitionen können geplant werden.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Unternehmen eben nicht über «klar definierte Prozesse» verfügen und
dies bei der Implementierung einer Software für die Instandhaltung - wie Maximo - eine Schwierigkeit sein kann?
Beat Keller, EAM Swiss: Sie haben das richtig erkannt. Und wenn wir nun an eine Messe wie die Maintenance gehen, dann werden Besucher kommen, die auf der Suche nach Instandhaltungstools sind, welche ihre prozessualen Probleme lösen. Aber das kann niemand nur mit einer Software. Die Probleme kann man nur lösen, wenn man gewillt ist, die Prozesse sauber durchzustrukturieren.
Schwachstellenanalyse vor dem Software-Kauf
Bevor die Maintenance-Software gekauft wird, müssen Sie also zuerst eine Art Schwachstellenanalyse bei den Kunden vornehmen?
Beat Keller, EAM Swiss: Ja. Die Definition von Prozessen ist ein wichtiger Schritt zur effizienteren Instandhaltung. Ist der Kunde nicht bereit, Teile seiner Organisation an diese neuen Prozesse anzupassen, wird auch der Nutzen und damit der Erfolg für das Unternehmen nicht erreicht.
Instandhaltungssoftware mit individuellem Anlagenmanagement
Wie geht man da vor?
Beat Keller, EAM Swiss: Wir analysieren gemeinsam mit dem Kunden die bestehenden Businessprozesse. Es wird genau bestimmt, welche Abläufe, Datenflüsse und Informationen zu welcher Zeit und an welchem Ort zur Verfügung stehen sollen. Auch der Rolle der Menschen wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Denn es zeigt sich ja auch immer wieder, dass die Anforderungen an sie steigen und ihre Rolle sehr viel zentraler und wichtiger wird.
Was passiert, wenn man diese internen Prozesse optimiert hat?
Beat Keller, EAM Swiss: Unser Standardprodukt Maximo kann aufgrund seiner Flexibilität so konfiguriert werden, dass die optimalen Kundenprozesse exakt abgebildet werden können und digitalisiert unterstützt werden. Der Kunde erhält also gewissermassen eine auf seine Bedürfnisse angepasste Instandhaltungs-Software.
Man hat also ein individuelles Anlagenmanagement vor sich, welches die ganzen Prozesse darstellt?
Beat Keller, EAM Swiss: So ist es. Zentral ist dieses Anlagenmanagement, wo alle relevanten Daten zusammenlaufen und den Benutzern zur Verfügung stehen. Dort werden zum Beispiel geplante und ungeplante Wartungsaufträge abgewickelt. Die dabei gesammelten Informationen fliessen natürlich zurück in die Anlagenhistorie. Um das notwendige Werkzeug, Komponenten und Ersatzteile überhaupt planen zu können, ist ein vollständiges Materialmanagement integriert. Vom Lager mit Mindestbestandskontrolle bis zu Spezialwerkzeugen und deren Kalibrierung.
Wie sieht es mit den Einkaufsprozessen aus? Sind die auch integriert.
Beat Keller, EAM Swiss: Selbstverständlich. Bestellanforderungen, Bestellungen, Wareneingang und Lieferantenrechnungen – alles ist da. Und zusätzlich ein vollumfängliches Helpdesk- und Ticketingsystem, mit welchem alle Mitarbeiter weltweit kostenlos Störungen melden können.
Wo steht Maximo in Bezug zu Finanz-, ERP- oder CAD-Software in einer Firma?
Beat Keller, EAM Swiss: Wir sehen Maximo definitiv nicht als Anhängsel dieser verschiedenen Tools. Maximo ist ein Tool von Instandhaltern für Instandhalter. Es ist die Informationsquelle für technische Anlagen – und dies über den ganzen Lebenszyklus. Unser Ziel ist es, alle Investitionsgüter auf einer Plattform zu managen, sodass Instandhalter und Management genau jene Informationen herausziehen können, die für ihre unterschiedlichen Arbeiten wichtig sind.
Das hört sich umfangreich an. Wie sieht eine komplexe Lösung konkret aus?
Beat Keller, EAM Swiss: Dann sind alle Prozesse aufeinander abgestimmt. Der Bestellprozess notwendiger Ersatzteile erfolgt auf den durch das System ermittelten Wartungszeitpunkt. Dazu werden Daten über Zustand und Betriebsparameter von mit Sensoren ausgestatteten Anlagen automatisch an das Managementsystem geliefert, das dadurch Schlussfolgerungen zieht. Der Wartungszeitpunkt und die Einsatzplanung werden mit dem Produktionsplan und der Ressourcenverfügbarkeit abgeglichen. Ebenso werden Umweltfaktoren miteinbezogen.
EAM Swiss GmbH und die Software Maximo
Die Instandhaltung ist ein erprobter Weg, um in die Digitalisierung einzusteigen
Umweltfaktoren?
Beat Keller, EAM Swiss: Wie zum Beispiel die Wetterdaten. Nehmen wir den Fall einer simplen Turbinenwartung in einem Flusswerk. Wenn es drei Tage zuvor so richtig - geregnet hat, dann sammelt sich vorne im Rechen so viel Schwemmholz an, dass die Leute nicht die Turbine warten können, sondern zuerst das Holz wegtransportieren müssen.
Was ist eigentlich, wenn eine Firma erst einmal klein anfangen möchte mit dieser Art der Instandhaltung?
Beat Keller, EAM Swiss: Oft starten die Kunden sowieso mit den grundlegendsten Prozessen. Auf einem sauberen Anlageninventar werden die geschäftskritischen Anlagen identifiziert, für welche eine zeitbasierte Wartungsplanung gemacht wird. Mit der Abarbeitung der daraus resultierenden Aufträge können schon Nachweise für zum Beispiel gesetzlich vorgeschriebene Unterhaltsarbeiten erbracht werden.
Zudem können technische Mitarbeiter mit mobilen Geräten ausgestattet werden, sodass sie auf die erwähnten Informationen schnell zugreifen und somit effizienter arbeiten können. Diese Lösung kann dann jederzeit ausgebaut werden.
Mir scheint, als ob einige Firmen tatsächlich über den Weg der Instandhaltung in die Welt der Digitalisierung hineinwachsen. Kann das sein?
Beat Keller, EAM Swiss: Das ist eine gute Frage. Ich sehe im beruflichen Umfeld, dass mit Ausnahme einiger grosser Firmen noch lange nicht alle Firmen in der Lage sind, sich mit der Einführung der Industrie 4.0 oder des IoT zu beschäftigen. Aber ich kann sagen, dass Digitalisierung nicht unbedingt bedeutet, dass man nun überall Sensoren anschliessen muss, um immer alle relevanten Daten beisammen zu haben.
Es kann auch bedeuten, die Mitarbeiter endlich mit mobilen Tools auszurüsten, damit die Informationen überhaupt zu den relevanten Personen gelangen. Aber viele Firmen sehen definitiv Handlungsbedarf, in die Digitalisierung einzusteigen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und die Instandhaltung ist ein erprobter Weg dazu.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: EAM Swiss (ausser Einstiegsbild: Pixabay)
Publiziert von Technik und Wissen (ea)
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