Vor der «maintenance Schweiz 2020» erzählen Experten, was die Schweizer Industrie beschäftigt. Im dritten und letzten Interview äussert sich Ralf Dröschel von der Alfred Imhof AG. Die Industrie tue sich angesichts des Preisdrucks schwer mit der Umsetzung von Predictive Maintenance, sagt Dröschel. Dabei würden Unternehmen den wichtigsten Teil der Rechnung vernachlässigen.
Die Alfred Imhof AG ist Generalimporteurin für SEW Eurodrive in der Schweiz. Was erleben Sie als grösste Herausforderung auf dem Markt?
Bei den heutigen volatilen Märkten und dem schwankenden Franken-Kurs stehen unsere Kunden vor grossen Herausforderungen. Wir bemerken den Unterschied zu vor zehn Jahren, als man noch Zeit hatte, etwas zu reparieren und eine Anlage auch mal stillstehen konnte. Das ist heute fast nicht mehr möglich.
Wie wirkt sich das auf die Umsetzung von neuen Technologien und Ansätzen wie Predictive Maintenance aus?
Unsere OEMs, die vor allem exportorientiert sind, befinden sich international in einem Umfeld, wo der Preisdruck enorm ist. Aufgrund dessen sind Lösungen in Richtung Predictive Maintenance eher schwer zu etablieren. Besonders intensiv wird im Bereich Instandhaltung die schnelle Reaktion verlangt.
Das Ziel sollte sein, dass es erst gar nicht zum Maschinenstillstand kommt. Wir stellen jedoch fest, dass viele unserer Kunden da noch nicht so weit sind. Das liegt unter anderem daran, dass es zwecks Kostenoptimierung auch im Unterhaltsbudget zu Streichungen kam. Es gibt aber auch Industrien, die klar sagen, dass sie auf Crash fahren. Sie tätigen erst Neuanschaffungen, wenn etwas passiert. Ein völlig reaktives Prinzip.
Bild: Ralf Dröschel
Kann es sein, dass Unternehmen teilweise überhöhte Erwartungen haben?
Wir erleben mitunter die Situation, dass Kunden beim Ersatz eines Motors ein energiesparendes Modell verlangen, dessen Kosten sich innerhalb kurzer Zeit amortisieren sollen. Und das ist schon ein sehr ambitioniertes Ziel. In die Kalkulation des Kunden fliessen dann nämlich nicht nur die Mehrkosten zum normgerechten Motor, sondern die gesamten Investitionskosten mit ein. Und wenn diese Rechnung zu hoch ausfällt, bleibt man lieber beim alten System.
Wie setzen die Alfred Imhof AG und SEW Eurodrive «Predictive Maintenance» selber um?
Auch SEW Eurodrive hat weltweit Produktionswerke, die sie natürlich selbst auch mit ihrer eigenen Technik ausstattet. Bei SEW läuft das alles unter der Dachmarke DriveRadar, die verschiedenste skalierbare Module beinhaltet. Auch dort findet eine stete Weiterentwicklung statt.
Bereits während der Entstehung eines Produktes wird ein digitaler Zwilling erstellt. Dieser wird während des ganzen Lebenszyklus weiter mit Daten befüllt. Mit dem Scannen des QR-Codes erhält der Mitarbeiter alle relevanten Informationen zum Antrieb. So können wir, je nach Bedarf, auch eine vorausschauende Instandhaltung anbieten.
Wenn Sie ein Pauschalurteil zur Umsetzung von Predictive Maintenance fällen würden: Wie hat die Schweizer Industrie ihre Hausaufgaben gemacht?
Hier hat definitiv ein Umdenken stattgefunden in Richtung Systembetrachtung − auch ein bisschen getrieben durch Verordnungen und Normen. Und doch denke ich, dass hier noch einiges getan werden kann. Die Schweizer Industrie steht bei Predictive Maintenance noch am Anfang des Lernprozesses. Die Maschinenbauer sind enorm kostengetrieben, weil sie im internationalen Vergleich stehen. Daran scheitert oft die Investition.
Wir machen da immer gerne den Eisberg-Vergleich: Das, was man an der Oberfläche sieht, sind lediglich die Investitionskosten. Alles, was unsichtbar darunter liegt − und das sind eben 70 bis 80 Prozent − sind eigentliche Betriebskosten. Das heisst: Wenn ich oben ein bisschen mehr investiere, spare ich unten deutlich mehr. Diese Betrachtung ist zur Gänze noch nicht ganz angekommen in der Branche. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Gerade die Energieplattform Topmotors leistet hier gute Arbeit.
Bild: Ralf Dröschel
Kann es sein, dass Unternehmen teilweise überhöhte Erwartungen haben?
Wir erleben mitunter die Situation, dass Kunden beim Ersatz eines Motors ein energiesparendes Modell verlangen, dessen Kosten sich innerhalb kurzer Zeit amortisieren sollen. Und das ist schon ein sehr ambitioniertes Ziel. In die Kalkulation des Kunden fliessen dann nämlich nicht nur die Mehrkosten zum normgerechten Motor, sondern die gesamten Investitionskosten mit ein. Und wenn diese Rechnung zu hoch ausfällt, bleibt man lieber beim alten System.
Wie setzen die Alfred Imhof AG und SEW Eurodrive «Predictive Maintenance» selber um?
Auch SEW Eurodrive hat weltweit Produktionswerke, die sie natürlich selbst auch mit ihrer eigenen Technik ausstattet. Bei SEW läuft das alles unter der Dachmarke DriveRadar, die verschiedenste skalierbare Module beinhaltet. Auch dort findet eine stete Weiterentwicklung statt.
Bereits während der Entstehung eines Produktes wird ein digitaler Zwilling erstellt. Dieser wird während des ganzen Lebenszyklus weiter mit Daten befüllt. Mit dem Scannen des QR-Codes erhält der Mitarbeiter alle relevanten Informationen zum Antrieb. So können wir, je nach Bedarf, auch eine vorausschauende Instandhaltung anbieten.
Wenn Sie ein Pauschalurteil zur Umsetzung von Predictive Maintenance fällen würden: Wie hat die Schweizer Industrie ihre Hausaufgaben gemacht?
Hier hat definitiv ein Umdenken stattgefunden in Richtung Systembetrachtung − auch ein bisschen getrieben durch Verordnungen und Normen. Und doch denke ich, dass hier noch einiges getan werden kann. Die Schweizer Industrie steht bei Predictive Maintenance noch am Anfang des Lernprozesses. Die Maschinenbauer sind enorm kostengetrieben, weil sie im internationalen Vergleich stehen. Daran scheitert oft die Investition.
Wir machen da immer gerne den Eisberg-Vergleich: Das, was man an der Oberfläche sieht, sind lediglich die Investitionskosten. Alles, was unsichtbar darunter liegt − und das sind eben 70 bis 80 Prozent − sind eigentliche Betriebskosten. Das heisst: Wenn ich oben ein bisschen mehr investiere, spare ich unten deutlich mehr. Diese Betrachtung ist zur Gänze noch nicht ganz angekommen in der Branche. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Gerade die Energieplattform Topmotors leistet hier gute Arbeit.
Wie steht es um die Vermarktung des Angebots?
Auch da sind wir noch am Anfang. Wir stellen fest, dass besonders die OEMs eher kostengetrieben sind und nur das anbieten, was der Endkunde verlangt. Hier müsste auch beim Endkunden ein Umdenken stattfinden, der seine Wünsche vielleicht etwas genauer spezifizieren sollte, bevor er eine Anlage kauft.
Welche Rolle können Smart Products oder Smart Services dabei spielen?
Ich denke, der Markt wird sich weg von der Erstinvestition, die oft eine grosse Hürde ist, hin zu Miet- bzw. Leasinglösungen im Bereich Smart Products bewegen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies sehr gut angenommen wird.
Nehmen Sie denn die Nachfrage in diesem Bereich schon wahr?
Unsere grösseren Kunden fragen diese Services bereits an, aber bei den KMU sind sie noch nicht in der Breite angekommen. Ich erhoffe mir, dass wir auch auf der Maintenance 2020 den einen oder anderen Kunden überzeugen können, sich das Thema konkret anzuschauen.
Wie überzeugen Sie an der Maintenance eher klassische Instandhalter, sich mehr mit neuen Technologien auseinanderzusetzen?
Wir werden ein Antriebsmodell ausstellen, an dem wir praxisnah zeigen, wie die ganzen Services funktionieren. Wir werden dazu noch einen Fernwartungszugriff haben auf drei Standorte in Deutschland, wo wir Industriebetriebe mit Drive-Radar-Komponenten ausgestattet haben. Daneben bieten wir unsere klassischen Dienstleistungen an. Denn man darf nicht vergessen, dass noch nicht jeder in diesem Zug mitfährt.
Alfred Imhof AG hat ein sehr breites Dienstleistungsspektrum. Wir können mittels Thermographie, Ölanalyse oder Schwingungsanalysen sehr genau einen Antrieb bewerten oder bei einem Schadensfall die Ausfallursache analysieren.
Warum sollte man als Instandhalter an die «maintenance Schweiz 2020» kommen?
Wenn ich als Instandhalter schneller sein möchte als der Fehler, dann sollte ich die Maintenance besuchen. Die Messe hat sich etabliert als Veranstaltung, die sehr fokussiert einem Fachpublikum die Instandhaltung näherbringen kann. Wichtig ist auch, dass es nicht nur eine Messe für Instandhaltungs-Manager ist, sondern auch für denjenigen, der die Instandhaltungs-Arbeiten im Unternehmen durchführt. Er kann sich dort sehr schnell auf den neuesten Stand bringen. Und natürlich sind Entscheider herzlich willkommen, denn ihnen werden ganzheitliche Lösungen gezeigt, die sie dann in ihrem Unternehmen umsetzen können. Von daher hat die Maintenance ein perfektes Format.
Impressum
Textquelle: Easyfairs / Inoveris
Bildquelle: Easyfairs / Inoveris
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
Fachmesse Maintenance / Solids
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www.maintenance-schweiz.ch
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Alfred Imhof
imhof-sew.ch
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