Man hört heutzutage viel über maschinelles Lernen. Aber wie funktioniert es eigentlich? Nehmen Sie am Quiz teil - nur 10 Fragen - um zu sehen, wie viel Sie über maschinelles Lernen wissen!
Wie kann man Künstliche Intelligenz für sich und seine Produkte nutzen? Diese Frage beschäftigt momentan viele Firmen. Die Matlab Expo 2019 in Bern gab mit einem imposanten Aufgebot an Rednern Erfahrungen, Entwicklungstipps, Erklärungen und ein enorm breites Praxiswissen an die Teilnehmer weiter. Eine Multimediastory mit den wichtigsten Statements rund um KI, Machining Learning und Artificial Intelligence.
Eugen Albisser und Markus Back (Text), Ruben Sprich (Fotos)
Roboter und Treppen, das ist so ein Ding. Es gibt solche, die steigen locker die Treppen hoch, aber dahinter steckt eine ungemein grosse Leistung, welche Entwickler vollbringen mussten. Noch heroischer wird die Leistung, wenn ein Roboter die Stufe hochspringen soll. Die Herausforderung bei einem springenden Roboter ist nicht das Beschleunigen der Masse, um an Höhe zu gewinnen, sondern eine Geometrie zu finden, damit der Roboter absolut gerade in der Luft bleibt und ebenso gerade landet. Dominik Mannhart und acht weitere Studenten der ETHZ haben es geschafft, eine Parallelkinematik zu entwickeln, die bereits gut funktioniert.
Matlab und Simulink waren bei diesem Projekt namens Ascento die treuen Begleiter, um beim Modell die analytische Gleichung herzuleiten, «so dass wir den Controller im Matlab generieren und mit Simulink simulieren konnten», sagt Dominik Mannhart.
Ideen gewinnen und Erfahrungen austauschen
Die ETHZ-Studenten sind als Aussteller zur Matlab Expo 2019 nach Bern gekommen und dürfen hier vor einem Fachpublikum ihren Roboter zeigen. Doch Dominik Mannhart hat sich auch einige der Vorträge angehört und er ist erstaunt: «Wir benutzen zwar Matlab und Simulink, aber wenn ich sehe, wie viele Funktionen es tatsächlich gibt, dann muss ich sagen, dass wir da noch extrem viel herausholen könnten.»
So wie dem ETHZ-Studenten Dominik Mannhart geht es wohl vielen. Selbst die geübtesten User kennen nicht alle Funktionen. Und so wächst das Interesse an diesen vom Hersteller Mathworks initiierten «Matlab Expos», die rund um die Welt veranstaltet werden. Aber es sind nicht nur einzelne Funktionen, die das Interesse der Besucher auf sich ziehen. Neue Technologien erscheinen inzwischen in atemberaubendem Tempo und man muss sie testen, implementieren, weiterentwickeln und verbessern. Und dafür gibt es keinen besseren Ort als eben diese «Matlab Expos», um Ideen zu beschaffen, sich mit anderen Usern auszutauschen und sich Informationen zu holen von den Mathworks-Mitarbeitern.
Mehr als nur der Gebrauch von Algorithmen
Einer dieser Mitarbeiter steht gerade auf der Bühne und sein Vortrag trägt einen Titel, der anzeigt, weshalb man an diesem Tag auch nach Bern gekommen ist: «Beyond the I in AI». Die Künstliche Intelligenz ist ein grosses Thema an diesem Tag und viele Matlab-User beschäftigen sich damit. «Die Künstliche Intelligenz wird bis 2030 einen Wert von 13 Billionen US-Dollar schaffen. Noch aber steckt sie in den Kinderschuhen», sagt Dr. Jason Ghidella in seinem Vortrag, «was wir aber bereits erkennen: Es kristallisieren sich bereits einige Gründe heraus, warum AI-Projekte immer wieder scheitern.»
«Vergessen Sie nie, dass Sie auch aufzeigen müssen, wie das System schlussendlich mit der Umwelt agiert.»
Dr. Jason Ghidella, Produktmanager, Mathworks
«Vergessen Sie nie, dass Sie auch aufzeigen müssen, wie das System schlussendlich mit der Umwelt agiert.»
Dr. Jason Ghidella, Produktmanager, Mathworks
Tatsächlich ist ein Zuviel oder Zuwenig an Daten oft ein Grund des Scheiterns. Dann spielen finanzielle Aspekte eine Rolle (zu kleiner Return-on-Invest, ROI), das Nichtvorhandensein von Datenwissenschaftlern oder dass die Systeme nicht miteinander agieren und last but not least stehen manchmal keine genügend guten Tools zur Verfügung. Es scheint ein unsäglicher Krampf zu sein, aber für Firmen könnte sich die Investition lohnen. Denn die Künstliche Intelligenz ist so viel mehr als einfach der Gebrauch von Algorithmen, sondern eröffnet eine neue Welt, in der Erkenntnisse, Implementationen und Interaktionen zusammenkommen.
Zu den «Erkenntnissen» im Umgang mit Künstlicher Intelligenz gehört auch, dass die Kombination aus wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen – auch des Menschen – ins KI-Modell einfliessen müssen. Bei der Implementation geht es auch darum, den gesamten Design-Workflow abzudecken: Tests, Datenanalyse, Reporting, Entwicklungsprojekte, Prototyp, Simulation, Validation und noch vieles mehr sollten von einem einzigen System abgedeckt werden. Ein KI-System sollte daher immer grösser angedacht werden als nur als Teillösung für ein Produkt. «Sie müssen unbedingt Werkzeugketten verwenden, die den gesamten Design-Workflow abdecken», rät also Dr. Jason Ghidella. Aber auch die Umwelt, in der man sich bewegt, darf nicht vergessen werden. «Sie müssen daher dringend aufzeigen, wie das System schlussendlich mit eben dieser Umwelt interagiert», lautet der Appell von Ghidella an die Zuhörer.
Jason Ghidella auf die Frage, welches die Herausforderungen sind für jene User, welche Künstliche Intelligenz in ihre Systeme einbauen müssen. (Quelle: Youtube-Kanal «Technik und Wissen»)
Neuronale Netzwerkalgorithmen entwickeln sich mit zunehmendem Datensatz
Es gibt Unternehmen, die gehen unbeirrt ihren Weg beim Einsatz neuer Technologien. So eine Firma ist die GF Machining Solutions. Vor Kurzem haben sie an der Prodex einen Technologie-Award für eine glanzvolle Entwicklung gewonnen, in der Schweiz bauen sie an einer vernetzten Produktionsstätte und der Einsatz von KI in ihren Hightech-Maschinen ist keineswegs nur eine Zukunftsvision, sondern wird bereits umgesetzt. Dr. Sergei Schurov von GF Machining Solutions: «Eine Maschine, die Prozessabweichungen im Voraus erkennen kann, ist natürlich ein Traum, aber einer, der mit Künstlicher Intelligenz erreichbar ist.»
«Eine Maschine, die Prozessabweichungen im Voraus erkennen kann, ist natürlich ein Traum, aber einer, der mit Künstlicher Intelligenz erreichbar ist.»
Dr. Sergei Schurov, GF Machining Solutions
«Eine Maschine, die Prozessabweichungen im Voraus erkennen kann, ist natürlich ein Traum, aber einer, der mit Künstlicher Intelligenz erreichbar ist.»
Dr. Sergei Schurov, GF Machining Solutions
Insbesondere beim Funkenerodieren, einem Bearbeitungsprozess für harte Materialien, wäre solch ein vorausschauendes Eingreifen wirtschaftlich wertvoll, da die Prozesszeiten normalerweise hoch sind. Einfach ist dies jedoch nicht, «denn jede Maschine hat eine eigene Signatur. Für jede neue Geometrie muss daher ein individuelles Training erfolgen. Das Schöne daran ist: Neuronale Netzwerkalgorithmen entwickeln sich mit zunehmendem Datensatz», sagt Schurov.
Aber um dies zu erreichen, bedarf es einer minutiösen Vorarbeit. Beim Funkenerodieren weiss man zwar wie der Prozess stattfindet, aber die direkte Musteranalyse korreliert dann nicht automatisch mit den Oberflächenfehlern. «Bestimmte Merkmale müssen durch Gruppierung von Daten unterschiedlicher Art oder unterschiedlicher Quellen bestimmt werden», sagt Schurov.
Wer einen Einblick in das Auswahl-Prozedere erhalten will, für den sind die bereitstehenden Vortragsfolien eine gute Hilfe. Sie geben einen Überblick über die Optimierung der Knotenarchitektur und der Segmentgrösse zur Ermittlung der besten Genauigkeit (u.a. Folie 16). Schurov gab im Vortrag auch tiefere Einblicke, wie GF Machining Solutions Daten für einen «Predictive Maintenance»-Algorithmus aufbereitet, um den eingangs erwähnten Traum umsetzen zu können, dass Maschinen im Voraus Prozessabweichungen erkennen und darauf reagieren werden.
Per Knopfdruck drei Monate Arbeit einsparen
Unglaubliche 2097 neue Features erschienen im 2018, die Matlab und Simulink weiter angereichert haben. Das Publikum in Bern staunt aber, welche grosse Features sie wegen der Fülle noch gar nicht kennen, ihnen aber das Arbeitsleben vereinfachen würden. Einer, der die Übersicht hat, ist Dr. Mohamed Anas von Mathworks. «Ich habe auch schon erlebt, dass jemand zu mir sagte, er habe gerade drei Monate in eine wichtige Arbeit gesteckt», erzählt Mohamed Anas, «und als er mir die Arbeit erklärte, musste ich ihm sagen, dass es in Matlab ein Feature gibt, mit dem er die gleiche Arbeit mit einem Knopfdruck hätte erledigen können!»
Zu dieser Kategorie an Arbeiten, die heute vereinfacht und (fast) auf Knopfdruck funktionieren: das «Ground Truth»-Labeln von Bildern und Videos in der Computer Vision Toolbox oder Datensignale in der Signal Processing Toolbox, Töne in der Audio Toolbox. Aber es kommt natürlich noch besser. Dr. Mohamed Anas zeigt auch, wie man Apps einsetzt zur Gestaltung von Deep-Learning-Netzwerken. Matlab-Apps sind übrigens interaktive Anwendungen, die den direkten Zugriff auf grosse Algorithmen-Sammlungen mit unmittelbaren visuellen Feedbacks kombinieren. Man kann sofort sehen, welche Auswirkungen verschiedene Algorithmen auf Daten haben. So lassen sich Iterationen durchführen, bis die gewünschten Ergebnisse erreicht sind, und anschliessend automatisch ein Matlab-Programm generieren, um die Arbeit zu reproduzieren oder zu automatisieren.
Doch von allen diesen über 2000 neuen Features im 2018: Welches sind die wichtigsten, welche man sich als User unbedingt anschauen und vielleicht sogar aneignen sollte? Wir haben Mohamed Anas gefragt.
Mohamed Anas antwortet auf die Frage, wie User up-to-date bleiben können mit all den neuen Features, die für Matlab und Simulink jährlich erscheinen. (Video: Technik und Wissen)
Schlüsselfaktoren für den Erfolg von IoT-Systemen
Bei all den Diskussionen rund um die Anwendung und Integration von Machining Learning, Deep Learning, Künstliche Intelligenz und IoT-Systemen stellt sich auch die Frage: Was sind eigentlich die Erfolgsfaktoren dafür? Einer der dieses Wissen gerne teilt, ist Andrew Paice, Leiter des iHomeLab an der Hochschule Luzern. Das iHomeLab-Team erforscht, wie dank intelligenten Gebäuden beispielsweise der Energieverbrauch gesenkt oder älteren Menschen ein längeres Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden kann.
Oder ein Projekt behandelte die Frage: Kann ein Mensch mit seinen Gedanken einen Fernseher steuern? Zusammen mit Samsung hat das iHomeLab in dem von Innosuisse geförderten Projekt «Pontis» einen Prototyp entwickelt, der dies tatsächlich möglich macht.
Project Pontis: Mit dem Hirn einen TV steuern. (Videoquelle: Youtube-Kanal Samsung Switzerland)
Um hinter die Kulissen zu sehen, muss man die Treiber für zukünftige IoT-Systeme eruieren», erklärt Andrew Paice. Die Megatrends heissen Nachhaltigkeit, Demografie, Lifestyle und Digitalisierung. Die wichtigen technologischen Entwicklungen sind unter anderem die allgegenwärtige Konnektivität, Software, Cloud Computing, maschinelles Lernen, Sprach- und Bilderkennung, neue Sensoren, Datenschutz und Sicherheit.
«Doch das erfolgreiche Design von IoT-Systemen hat nicht nur damit zu tun, dass man die Komplexität beherrschen kann, sondern weitaus wichtiger vielleicht: dass man die Akzeptanz durch die Anwender sicherstellt», sagt Paice. Was genau aber versteht er unter einem humanen IoT-Design? In diesem Video gibt er eine Antwort darauf:
Andrew Paice, Leiter des iHomeLab an der Hochschule Luzern, antwortet auf die Frage, was die Schlüsselfaktoren sind für die Akzeptanz der IoT-Technologien und was er unter einem humanen IoT-Design versteht. (Video: Technik und Wissen)
Wie Andrew Paice und sein Team mithilfe von Design Thinking, agiler Software-Entwicklung und Feldtests erfolgreiche Prozesse gestalten, kann man in seinem Vortrag nachlesen. Downloadlink zu Vortragsfolien Andrew Paice
Intermezzo
Was ist Deep Learning?
Bei Deep Learning lernt ein Computermodell, Klassifizierungsaufgaben direkt aus Bildern, Texten oder Tönen auszuführen. Deep-Learning-Modelle erreichen eine hohe Genauigkeit und übertreffen manchmal sogar die menschliche Erkennungsleistung. Die meisten Methoden des Deep Learning verwenden neuronale Netzwerkarchitekturen, weshalb Deep-Learning-Modelle oft als Deep Neural Networks bezeichnet werden. Aber wie erstellt man so ein Deep-Learning-Modell?
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Im folgenden Artikel gibt es drei praktische Anwendungsbeispiele für den einfachen Einstieg in Deep-Learning-Anwendungen: Wie erstelle ich ein Deep-Learning-Modell?
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Machine Learning richtig anwenden: Schritt-für-Schritt Tutorial mit Matlab Downloadlink zum E-Book
«Es führt kein Weg
an AI vorbei»
Schwerpunkt der Matlab Expo 2019 in Bern war die Künstliche Intelligenz. Wie ist diese zu bewerten, welche Chancen und Risiken birgt diese und in welchen Bereichen unseres täglichen Lebens ist die bereits fester Bestandteil? Diesen Fragen stellt sich Patrick Kaufmann, Business Manager Switzerland bei Mathworks, im Interview.
Das Thema AI hat sich wie ein roter Faden durch die heutige Veranstaltung gezogen. Wie lautet Ihr Fazit dieser Matlab Expo?
Wir stehen am Anfang von AI und haben noch einen recht weiten Weg vor uns. AI basiert auf Daten und der sichere Umgang mit diesen ist ein heisses Thema, wie sich auch während der abschliessenden Panel-Diskussion zeigte. Dessen sind sich auch alle Beteiligten bewusst. Was wir derzeit aber beantworten können: Wie sich diese Daten sinnvoll nutzen lassen und welche von ihnen überhaupt AI-tauglich sind.
Als grösste Herausforderung wurde während der Paneldiskussion die Data Security genannt. Welche Empfehlung geben Sie, um auf der sicheren Seite zu sein?
Technisch möchte ich da gar nicht so sehr ins Detail gehen, zumal aus meiner Sicht ohnehin ein anderer Aspekt für den Erfolg von AI entscheidend ist: Vertrauen. Wenn mir keiner seine Felddaten anvertraut, aus welchem Grund auch immer, wie will ich dann mein AI-System verbessern? Dieses ist zwingend auf Daten angewiesen. Je mehr davon zur Verfügung stehen, desto besser werden am Ende die Ergebnisse sein.
Die Furcht von Datenmissbrauch ist das eine, das andere die weit verbreitete Angst, dass AI Arbeitsplätze vernichtet. Wie berechtigt ist diese Sorge?
Ich glaube nicht, dass AI Arbeitsplätze vernichtet, sondern vielmehr neue schaffen wird. Ganz bestimmt wird sich durch AI die Art und Weise, wie wir zukünftig arbeiten werden, verändern. Vieles wird einfacher werden, weshalb wir AI nicht als Gefahr, sondern vielmehr als eine Chance sehen sollten.
Ist das die Botschaft, die man verunsicherten Menschen, mitgeben kann: Ihr werdet weiterhin Arbeit haben, diese wird aber anders sein als bisher?
Das ist so gut zusammengefasst. Wir werden uns verändern und das ist auch nichts Neues oder etwas, was uns erschrecken sollte. Viele Menschen, die ich kenne, arbeiten heute in einem anderen Beruf als sie ursprünglich gelernt haben. Die Welt hat sich schon immer verändert und der Mensch hat sich diesen Veränderungen gestellt und angepasst. So wird das auch bei AI sein.
Sie als Ausrichter der Matlab Expo sind bestens mit dem Thema AI vertraut. Haben Sie heute dennoch etwas gehört, was für Sie neu war oder das Sie vielleicht sogar überrascht hat?
Ich staune immer wieder, wenn ich sehe, was unsere Kunden in der Applikation so alles mit unseren Werkzeugen machen! Da ist beispielsweise die Firma Meteomatics, die Data Analytic und Maching Learning bei der Aufbereitung der Wetterdaten nutzt und so zu besseren und zuverlässigen Prognosen gelangt als andere Wetterdienste. Ein anderes Beispiel ist die Firma Kyburz mit ihrem elektronischen Postboten. Ich habe heute wieder sehr viel erlebt und das ist auch das Schöne an meinem Beruf, das ich immer wieder viel Neues sehen und lernen kann.
Wieso sollten sich Unternehmen jetzt mit AI befassen?
Ich höre von vielen Kunden, gerade in kleineren KMU, das AI ein Thema für grössere Firmen sei. Wenn man heute und in Zukunft jedoch bestehen will, führt kein Weg an AI vorbei. Wenn ich es nicht nutze, irgendeiner meiner Wettbewerber wird AI auf jeden Fall einsetzen – zumal es sich eben sehr vielseitig einsetzen lässt.
Gibt es Branchen, für die AI besonders prädestiniert ist?
Überall dort, wo komplexe Maschinen zum Einsatz kommen und Menschen involviert sind, beispielsweise Aerospace, Mobility oder auch die Maschinenindustrie. In diesen Bereichen lassen sich nicht nur die Prozesse oder Produkte mit Hilfe von AI verbessern, sondern die Sicherheit der beteiligten Menschen massiv steigern.
«Es führt kein Weg
an AI vorbei»
Schwerpunkt der Matlab Expo 2019 in Bern war die Künstliche Intelligenz. Wie ist diese zu bewerten, welche Chancen und Risiken birgt diese und in welchen Bereichen unseres täglichen Lebens ist die bereits fester Bestandteil? Diesen Fragen stellt sich Patrick Kaufmann, Business Manager Switzerland bei Mathworks, im Interview.
Das Thema AI hat sich wie ein roter Faden durch die heutige Veranstaltung gezogen. Wie lautet Ihr Fazit dieser Matlab Expo?
Wir stehen am Anfang von AI und haben noch einen recht weiten Weg vor uns. AI basiert auf Daten und der sichere Umgang mit diesen ist ein heisses Thema, wie sich auch während der abschliessenden Panel-Diskussion zeigte. Dessen sind sich auch alle Beteiligten bewusst. Was wir derzeit aber beantworten können: Wie sich diese Daten sinnvoll nutzen lassen und welche von ihnen überhaupt AI-tauglich sind.
Als grösste Herausforderung wurde während der Paneldiskussion die Data Security genannt. Welche Empfehlung geben Sie, um auf der sicheren Seite zu sein?
Technisch möchte ich da gar nicht so sehr ins Detail gehen, zumal aus meiner Sicht ohnehin ein anderer Aspekt für den Erfolg von AI entscheidend ist: Vertrauen. Wenn mir keiner seine Felddaten anvertraut, aus welchem Grund auch immer, wie will ich dann mein AI-System verbessern? Dieses ist zwingend auf Daten angewiesen. Je mehr davon zur Verfügung stehen, desto besser werden am Ende die Ergebnisse sein.
Die Furcht von Datenmissbrauch ist das eine, das andere die weit verbreitete Angst, dass AI Arbeitsplätze vernichtet. Wie berechtigt ist diese Sorge?
Ich glaube nicht, dass AI Arbeitsplätze vernichtet, sondern vielmehr neue schaffen wird. Ganz bestimmt wird sich durch AI die Art und Weise, wie wir zukünftig arbeiten werden, verändern. Vieles wird einfacher werden, weshalb wir AI nicht als Gefahr, sondern vielmehr als eine Chance sehen sollten.
Ist das die Botschaft, die man verunsicherten Menschen, mitgeben kann: Ihr werdet weiterhin Arbeit haben, diese wird aber anders sein als bisher?
Das ist so gut zusammengefasst. Wir werden uns verändern und das ist auch nichts Neues oder etwas, was uns erschrecken sollte. Viele Menschen, die ich kenne, arbeiten heute in einem anderen Beruf als sie ursprünglich gelernt haben. Die Welt hat sich schon immer verändert und der Mensch hat sich diesen Veränderungen gestellt und angepasst. So wird das auch bei AI sein.
Sie als Ausrichter der Matlab Expo sind bestens mit dem Thema AI vertraut. Haben Sie heute dennoch etwas gehört, was für Sie neu war oder das Sie vielleicht sogar überrascht hat?
Ich staune immer wieder, wenn ich sehe, was unsere Kunden in der Applikation so alles mit unseren Werkzeugen machen! Da ist beispielsweise die Firma Meteomatics, die Data Analytic und Maching Learning bei der Aufbereitung der Wetterdaten nutzt und so zu besseren und zuverlässigen Prognosen gelangt als andere Wetterdienste. Ein anderes Beispiel ist die Firma Kyburz mit ihrem elektronischen Postboten. Ich habe heute wieder sehr viel erlebt und das ist auch das Schöne an meinem Beruf, das ich immer wieder viel Neues sehen und lernen kann.
Wieso sollten sich Unternehmen jetzt mit AI befassen?
Ich höre von vielen Kunden, gerade in kleineren KMU, das AI ein Thema für grössere Firmen sei. Wenn man heute und in Zukunft jedoch bestehen will, führt kein Weg an AI vorbei. Wenn ich es nicht nutze, irgendeiner meiner Wettbewerber wird AI auf jeden Fall einsetzen – zumal es sich eben sehr vielseitig einsetzen lässt.
Gibt es Branchen, für die AI besonders prädestiniert ist?
Überall dort, wo komplexe Maschinen zum Einsatz kommen und Menschen involviert sind, beispielsweise Aerospace, Mobility oder auch die Maschinenindustrie. In diesen Bereichen lassen sich nicht nur die Prozesse oder Produkte mit Hilfe von AI verbessern, sondern die Sicherheit der beteiligten Menschen massiv steigern.
Welche Vorzüge bietet AI gegenüber herkömmlicher Datenverarbeitung und -auswertung?
Daten werden schon lange erfasst und gespeichert. Mit den aber jetzt zur Verfügung stehenden Technologien, wie neurale Netzwerke, Deep Learning oder auch Maching Learning, lassen sich diese Daten plötzlich intelligent und einfach nutzen. Das war vor AI nicht möglich oder wenn, bedurfte es dazu einen sehr viel grösseren Aufwand als heute.
Was ermöglicht AI, was vor einigen Jahren noch nicht möglich war?
Ganz viele Dinge und das fängt schon bei uns zu Hause an. Heute gibt es Systeme, die lernen, welche Musik wir bevorzugt hören und uns dann automatisch Vorschläge unterbreiten. Gleiches gilt für Netflix. Hier analysiert AI unser Sehverhalten und spielt uns entsprechende Vorschläge in der Auswahlliste ein.
Wo sehen Sie persönlich die Grenzen von AI?
Wenn sie dazu genutzt wird, unser persönliches Verhalten zum Vorteil eines anderen zu beeinflussen! Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Fernseher automatisch das Programm auswählt und mir quasi vorschreibt, was ich ansehen soll. Dann sollte AI ernsthaft hinterfragt und sich überlegt werden, ob es in dieser Form überhaupt weiterentwickelt werden soll.
Im Rahmen der Europawahlen kam wieder das Thema Wählerbeeinflussung über soziale Medien auf. Steht hinter dieser auch AI?
Ich glaube schon. Durch Facebook und andere Plattformen gibt es inzwischen so viele Informationen über den einzelnen Menschen, dass man ganz genau weiss, für was sich dieser interessiert und wie man diesen abholen beziehungsweise beeinflussen kann.
Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die ins Thema AI einsteigen wollen?
Macht kleine Schritte! Man schaut sich dazu beispielsweise einen Bereich an und überlegt sich dann, ob sich aus den hier generierten Daten nutzbare Informationen gewinnen lassen, die einem einen Vorteil verschaffen. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn, in einem Big-Bang-Approach AI in eine Firma zu implementieren, so lange man nicht weiss, was man mit den Daten beginnen soll! Im Maschinenbau könnte beispielsweise Predictive Maintenance eine Anwendung sein, für die es sich lohnt, Daten zu sammeln. In der Medizin lassen sie sich hingegen nutzen, um Röntgenbilder automatisiert auszuwerten und dabei nach bestimmten Mustern oder Wiederholungen zu suchen.
Kann man AI als kleineres Unternehmen überhaupt finanziell stemmen?
Auf jeden Fall. Unsere Werkzeuge, die wir im Zusammenhang mit AI, Deep Learning und so weiter zur Verfügung stellen, sind in einem Bereich, den sich ein KMU oder selbst ein kleineres Unternehmen problemlos leisten kann.
Welche Vorzüge bietet AI gegenüber herkömmlicher Datenverarbeitung und -auswertung?
Daten werden schon lange erfasst und gespeichert. Mit den aber jetzt zur Verfügung stehenden Technologien, wie neurale Netzwerke, Deep Learning oder auch Maching Learning, lassen sich diese Daten plötzlich intelligent und einfach nutzen. Das war vor AI nicht möglich oder wenn, bedurfte es dazu einen sehr viel grösseren Aufwand als heute.
Was ermöglicht AI, was vor einigen Jahren noch nicht möglich war?
Ganz viele Dinge und das fängt schon bei uns zu Hause an. Heute gibt es Systeme, die lernen, welche Musik wir bevorzugt hören und uns dann automatisch Vorschläge unterbreiten. Gleiches gilt für Netflix. Hier analysiert AI unser Sehverhalten und spielt uns entsprechende Vorschläge in der Auswahlliste ein.
Wo sehen Sie persönlich die Grenzen von AI?
Wenn sie dazu genutzt wird, unser persönliches Verhalten zum Vorteil eines anderen zu beeinflussen! Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Fernseher automatisch das Programm auswählt und mir quasi vorschreibt, was ich ansehen soll. Dann sollte AI ernsthaft hinterfragt und sich überlegt werden, ob es in dieser Form überhaupt weiterentwickelt werden soll.
Im Rahmen der Europawahlen kam wieder das Thema Wählerbeeinflussung über soziale Medien auf. Steht hinter dieser auch AI?
Ich glaube schon. Durch Facebook und andere Plattformen gibt es inzwischen so viele Informationen über den einzelnen Menschen, dass man ganz genau weiss, für was sich dieser interessiert und wie man diesen abholen beziehungsweise beeinflussen kann.
Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die ins Thema AI einsteigen wollen?
Macht kleine Schritte! Man schaut sich dazu beispielsweise einen Bereich an und überlegt sich dann, ob sich aus den hier generierten Daten nutzbare Informationen gewinnen lassen, die einem einen Vorteil verschaffen. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn, in einem Big-Bang-Approach AI in eine Firma zu implementieren, so lange man nicht weiss, was man mit den Daten beginnen soll! Im Maschinenbau könnte beispielsweise Predictive Maintenance eine Anwendung sein, für die es sich lohnt, Daten zu sammeln. In der Medizin lassen sie sich hingegen nutzen, um Röntgenbilder automatisiert auszuwerten und dabei nach bestimmten Mustern oder Wiederholungen zu suchen.
Kann man AI als kleineres Unternehmen überhaupt finanziell stemmen?
Auf jeden Fall. Unsere Werkzeuge, die wir im Zusammenhang mit AI, Deep Learning und so weiter zur Verfügung stellen, sind in einem Bereich, den sich ein KMU oder selbst ein kleineres Unternehmen problemlos leisten kann.
Quiz Wie viel wissen Sie über maschinelles Lernen?
Impressum
Autoren: Markus Back, Eugen Albisser
Skript: Eugen Albisser
Bilder: Ruben Sprich
Produktion: Technik und Wissen
Informationen
Mathworks Schweiz
mathworks.ch
Matlab Expo 2019
matlabexpo.com/ch/2019.html
Abstracts der Vorträge
matlabexpo.com/ch/2019/abstracts.html
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