Flugzeugwartung: Vorausschauende Instandhaltung stabilisiert Flugoperationen
Das «Predictive Maintenance»-Konzept bei der Wartung von Flugzeugen
Autor: Markus Back, Chefredaktor Print, Technik und Wissen
Flugzeugwartung: Vorausschauende Instandhaltung stabilisiert Flugoperationen
Das «Predictive Maintenance»-Konzept bei der Wartung von Flugzeugen
Autor: Markus Back, Chefredaktor Print, Technik und Wissen
Auf was ist bei der Flugzeugwartung zu achten? Was sind effektive Methoden der Flugzeuginstandhaltung? Inwieweit kommt hier eigentlich das Konzept von Predictive Maintenance zum Tragen? Diese und andere interessante Fragen rund um das Thema Flugzeugwartung beantwortet Daniel Heimo, Head of Hangar und Base Maintenance, bei der Swiss Technics.
Inhalte dieses Artikels
Flugzeuginstandhaltung: Wie häufig ist ein Ölwechsel erforderlich?
Macht man an einem Flugzeug eigentlich so wie bei einem Auto einen Ölwechsel?
Nein, die Triebwerke von Flugzeugen brauchen keinen Ölwechsel wie wir das vom Auto kennen. Im Normalbetrieb wird der Ölstand nach jedem Flug überprüft und, wenn nötig, aufgefüllt.
Wie lange dauert dieser und wie viel Liter Öl müssen Sie nachfüllen?
Ein Triebwerk benötigt je nach Typ zwischen 1 und 2 dl Öl pro Flugstunde. Bei einer Verschmutzung des Öls, beispielsweise durch Lagerabrieb, wird ein «Oel System Flush Process» ausgeführt. Umgangssprachlich kann man das als Öl-Systemreinigung bezeichnen. Im Anschluss daran ist ein Triebwerk-Testlauf nötig. Der ganze Prozess dauert circa zwei bis drei Stunden.
Dann braucht es sicherlich auch einen Ölfilter! Wie gross ist dieser?
Ja, es braucht auch bei Flugzeugen einen Ölfilter. Je nach Treibwerktyp fasst dieser Filter zwischen 1,5 und 3 Liter.
Welche berufliche Ausbildung wird zur Flugzeugwartung benötigt
Dürfen Sie diesen Ölfilter im Internet beim günstigsten Anbieter bestellen oder unterliegt die Ersatzteilbeschaffung einem strengen Regelwerk?
Sämtliche Teile, so auch Ersatz- und Verschleissteile, in einem Flugzeug müssen speziellen Anforderungen entsprechen und verschiedene behördliche Zertifizierungsstufen durchlaufen. Entsprechend sind diese Teile nur bei verifizierten Anbietern zu kaufen.
Welche berufliche Ausbildung ist erforderlich, um am Ölsystem des Triebwerks Arbeiten durchführen zu dürfen?
Eine Lehre zum Polymechaniker oder zum Automatiker dauert in der Regel vier Jahre. Nach erfolgreichem Abschluss und dem Erlangen der erforderlichen Lizenzen, was nochmals gut zwei Jahre in Anspruch nimmt, darf der Flugzeugmechaniker selbständig an den dafür ausgebildeten Flugzeugsystemen arbeiten.
Inwieweit macht sich der Fachkräftemangel im Bereich Flugzeug-Watung bemerkbar?
Swiss ist auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen und hat deshalb die Anzahl Ausbildungsplätze erheblich erhöht. Ab Sommer 2020 werden 30 junge Frauen und Männer ihre Berufsausbildung als Polymechaniker und Automatiker mit Schwerpunkt Flugzeugunterhalt bei Swiss Technics beginnen. Das sind doppelt so viele wie in den Vorjahren. Flugzeugmechaniker sind hochqualifizierte und gleichzeitig stark gesuchte Arbeitskräfte.
Besteht die Möglichkeit, als Quereinsteiger in diesem Beruf Fuss zu fassen?
Grundsätzlich ja, sofern eine vierjährige Technische Lehre absolviert wurde. Als Quereinsteiger braucht es dann aber nochmals rund drei Jahre für die Ausbildung zum lizenzierten Flugzeugmechaniker.
Wartungsarbeiten für andere Fluggesellschaften
Welche weiteren persönlichen Eigenschaften sind erforderlich, um an einem Flugzeug Wartungsarbeiten durchführen zu dürfen? Bedarf es hierfür zum Beispiel eines polizeilichen Führungszeugnisses?
Voraussetzungen für die Berufslehre sind in erster Linie technisches Interesse, handwerkliches Geschick, ein gutes Sekundarschulzeugnis und ein grosses Verantwortungsbewusstsein. Ihre ersten beiden Lehrjahre verbringen die Lernenden in der Swiss-eigenen Lehrwerkstatt, wo sie die Grundfertigkeiten für ihren Beruf erlangen. Im dritten und vierten Lehrjahr folgt die Schwerpunktausbildung im Bereich der Flugzeugwartung. Parallel dazu besuchen die Lernenden die Berufsfachschule und gegebenenfalls auch die Berufsmaturitätsschule.
Unsere Hangars befinden sich «airside». Um dort arbeiten zu können, braucht es einen Flughafenausweis. Diesen stellt die Airport Authority aus. Dem Voraus geht eine Prüfung des persönlichen Strafregisterauszugs durch die Kantonspolizei und eine Sicherheitsprüfung.
Überprüfen Sie in Kloten ausschliesslich Maschinen der eigenen Fluggesellschaft oder kommen auch andere Linien in den Genuss Ihres Services?
Swiss Technics wartet in Zürich und Genf die gesamte Flotte der Swiss sowie der Edelweiss. Insgesamt sind das derzeit 106 Flugzeuge. Gleichzeitig unterstützen wir bei technischen Problemen bei der Flotte anderer Fluggesellschaften aus der Lufthansa-Gruppe.
Wenn die Maschine einer anderen Fluggesellschaft aufgrund eines technischen Defekts nicht mehr abheben kann, dürfen Sie dann ran oder schickt diese dann ihre eigenen Techniker nach Kloten?
Es kommt durchaus vor, dass uns andere Airlines bei einem technischen Defekt für Unterstützung anfragen. Es kann aber auch vorkommen, dass die Fluggesellschaft bei einem grösseren Ereignis ein eigenes Team nach Zürich oder Genf schickt.
Was kann der Maschinenbau von der Flugzeugwartung lernen?
Was sind die Herausforderungen bei der Wartung eines Passagierflugzeuges?
Ein Flugzeug ist voller Elektronik und Mechanik. Alle Systeme sind aufeinander abgestimmt. Das erfordert sehr viel Fachwissen, konzentriertes Arbeiten und auch eine gewisse Wettertauglichkeit, denn nicht alle Arbeiten finden im Hangar statt.
Können Sie typische Wartungstätigkeiten nennen, die vor jedem Start erfolgen?
Die Techniker überprüfen nach jeder Landung und vor jedem Start das Flugzeug von aussen nach sichtbaren Schäden am Rumpf, Flügeln, Heck, Fahrwerk und den Triebwerken. Danach prüft er das «Electronic Logbook», in dem die Crews der Kabine und die Piloten sämtliche Ereignisse eintragen, die Wartungsaktivitäten erfordern. Zudem wird die Kabine einer ausgiebigen Kontrolle unterzogen und verschiedene Tests im Cockpit ausgeführt.
Gibt es Wartungsarbeiten, bei denen der Servicetechniker warten kann, bis das Kontrolllämpchen im Cockpit angeht?
Ein Flugzeug ist ein hochtechnisches Fortbewegungsmittel mit unzähligen Sensoren und Messsystemen. Sollte ein Defekt auftreten, erscheint eine entsprechende Meldung bei den Piloten im Cockpit. Gewisse Defekte müssen unmittelbar behoben werden, für andere hat man einige Tage Zeit. Für diese Fehlermeldungen gibt es Checklisten und exakte Vorgaben des Herstellers, die festlegen, ob ein Flugzeug startklar ist.
Im Maschinenbau gewinnt das Konzept der vorausschauenden Wartung zusehend an Bedeutung, um die maximale Produktivität und Verfügbarkeit von Maschinen zu gewährleisten. Inwieweit kommen solche Konzepte bei der Flugzeugwartung zum Tragen?
Predictive Maintenance ist auch bei der Swiss ein grosses Thema. Wir setzen dafür Softwaresysteme ein, um unzählige Daten und Datenmuster von Sensoren auszuwerten, die während des Fluges aufgezeichnet werden. Ein Algorithmus vergleicht diese Daten mit den historischen Daten und ermöglicht eine Indikation, ob und wann eine Komponente ausgetauscht werden muss.
Wir haben bis jetzt sehr positive Erfahrungen mit der vorausschauenden Wartung gemacht, die unsere Flugoperation insgesamt stabiler gemacht hat. Unser Ziel ist es, die Wartung der gesamten Flotte planbarer zu machen, indem es uns gelingt, Fehler der Flugzeugsysteme und Komponenten frühzeitig zu erkennen. Damit reduzieren wir den Koordinationsaufwand und steigern gleichzeitig die Sicherheit sowie die Arbeits- und Kosteneffizienz. In der Summe führt das zu einer erhöhten Flugbetriebsstabilität und Kundenzufriedenheit.
Was kann der Maschinenbau von der Flugzeugwartung lernen?
Was sind die Herausforderungen bei der Wartung eines Passagierflugzeuges?
Ein Flugzeug ist voller Elektronik und Mechanik. Alle Systeme sind aufeinander abgestimmt. Das erfordert sehr viel Fachwissen, konzentriertes Arbeiten und auch eine gewisse Wettertauglichkeit, denn nicht alle Arbeiten finden im Hangar statt.
Können Sie typische Wartungstätigkeiten nennen, die vor jedem Start erfolgen?
Die Techniker überprüfen nach jeder Landung und vor jedem Start das Flugzeug von aussen nach sichtbaren Schäden am Rumpf, Flügeln, Heck, Fahrwerk und den Triebwerken. Danach prüft er das «Electronic Logbook», in dem die Crews der Kabine und die Piloten sämtliche Ereignisse eintragen, die Wartungsaktivitäten erfordern. Zudem wird die Kabine einer ausgiebigen Kontrolle unterzogen und verschiedene Tests im Cockpit ausgeführt.
Gibt es Wartungsarbeiten, bei denen der Servicetechniker warten kann, bis das Kontrolllämpchen im Cockpit angeht?
Ein Flugzeug ist ein hochtechnisches Fortbewegungsmittel mit unzähligen Sensoren und Messsystemen. Sollte ein Defekt auftreten, erscheint eine entsprechende Meldung bei den Piloten im Cockpit. Gewisse Defekte müssen unmittelbar behoben werden, für andere hat man einige Tage Zeit. Für diese Fehlermeldungen gibt es Checklisten und exakte Vorgaben des Herstellers, die festlegen, ob ein Flugzeug startklar ist.
Im Maschinenbau gewinnt das Konzept der vorausschauenden Wartung zusehend an Bedeutung, um die maximale Produktivität und Verfügbarkeit von Maschinen zu gewährleisten. Inwieweit kommen solche Konzepte bei der Flugzeugwartung zum Tragen?
Predictive Maintenance ist auch bei der Swiss ein grosses Thema. Wir setzen dafür Softwaresysteme ein, um unzählige Daten und Datenmuster von Sensoren auszuwerten, die während des Fluges aufgezeichnet werden. Ein Algorithmus vergleicht diese Daten mit den historischen Daten und ermöglicht eine Indikation, ob und wann eine Komponente ausgetauscht werden muss.
Wir haben bis jetzt sehr positive Erfahrungen mit der vorausschauenden Wartung gemacht, die unsere Flugoperation insgesamt stabiler gemacht hat. Unser Ziel ist es, die Wartung der gesamten Flotte planbarer zu machen, indem es uns gelingt, Fehler der Flugzeugsysteme und Komponenten frühzeitig zu erkennen. Damit reduzieren wir den Koordinationsaufwand und steigern gleichzeitig die Sicherheit sowie die Arbeits- und Kosteneffizienz. In der Summe führt das zu einer erhöhten Flugbetriebsstabilität und Kundenzufriedenheit.
Impressum
Autor: Markus Back
Bildquelle: Swiss
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
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