Welche Themen und Trends sehen die wichtigsten schweizerischen und deutschen Industrieverbände für 2021 auf der Agenda? Eine Umfrage mit den passenden Lesebeispielen gibt Aufschluss darüber.
Von Markus Back
Verband: Swissmem
Virtualisierungen
Autodidaktische Schulungen waren schon vor Corona ein Thema, haben aber durch die Covid-Krise einen zusätzlichen Schub erhalten. Virtualisierungen sind aber nicht nur eine interessante Alternative zum Präsenzunterricht, sondern eignen sich ebenso für die Verkaufsförderung oder zur Unterstützung bei der Montage oder Wartung von komplexen Maschinen, Anlagen oder Apparaten. Die Side Effects AG aus Zürich beispielsweise hat sich auf die Veredelung von Konstruktionsdaten spezialisiert und erstellt aus diesen interaktive, digitale Zwillinge.
Vision-Systeme mit Machine Learning
Die Verschmelzung von Vision-Systemen mit den Algorithmen des Machine Learning ermöglichen noch bessere und schnellere Prozesse und bilden zugleich die Grundlage für eine einhundert prozentige Überwachung der Fertigungsqualität.
B2B2C-Modell
Mit dem Internet der Dinge tun sich ganz neue Möglichkeiten für datengetriebene Geschäftsmodelle auf. So können Industrieunternehmen beispielsweise näher zu den Endverbrauchern gehen und ihre Produkte durch Serviceleistungen ergänzen oder diese als Service auf Abonnementbasis verkaufen. Wie man das erfolgreich macht, zeigt die Meier Tobler AG aus Nebikon. Über das Internet steuert und überwacht sie schweizweit Wärmepumpen ihrer Kunden und ist so in der Lage, schon lange vor einem Ausfall zu reagieren und so auch in kalten Wintern für wohlig beheizte Wohnungen zu sorgen.
Health Monitoring von Komponenten und Maschinen
Eine Fertigung muss fertigen. Damit der Ausfall einer einzelnen Komponente nicht die Produktion zum Erliegen bringt, muss jedes Bauteil überwacht werden. Immer häufiger übernehmen diese Aufgabe Ampelsysteme, die den Zustand der Bauteile überwachen und signalisieren und damit ein wichtiges Bestandteil von Predicitive Maintenance sind.
VDMA
Digitalisierung
Auch im neuen Jahr steht die Digitalisierung für die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau nach Ansicht des VDMA weit oben auf der Agenda. Es gilt neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und die vernetzte Produktion der Industrie 4.0 fortzusetzen. Hierzu gehören zum Beispiel das Thema OPC-UA für eine standardisierte Kommunikation in der Welt der Maschinen oder der industrielle Digitale Zwilling als virtuelles Abbild von Komponenten, Maschinen oder Anlagen.
Klimaschutz
Der Maschinen- und Anlagenbau nimmt durch seine Verflechtungen in alle Sektoren eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung des globalen Treibhausgas-Ausstosses ein. Der Einsatz grüner Technologien bietet hier grosses Potenzial. Wenn Maschinenhersteller ihren Kunden aus der Industrie grüne Technologien anbieten und den Umstieg voranbringen, lassen sich 35 Gigatonnen an Emissionen in der Industrie um bis 86 Prozent senken. Das sind Ergebnisse einer Studie von Boston Consulting Group (BCG) und Maschinenbauverband VDMA.
Weiterbildung
Die Aus- und Weiterbildung im Maschinen- und Anlagenbau ist und bleibt ein zentrales Thema. Neue Technologien und hochwertige Produkte benötigen gut ausgebildete Beschäftigte in den Unternehmen, die sich mit ihrem Know-how einbringen. Denn insbesondere die Arbeitswelt der Industrie 4.0 verlangt nach neuen Qualifikationen und einer Weiterentwicklung vorhandener Fähigkeiten.
Swissmechanic
Industrie 4.0
Die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien verfolgt das Ziel, die Produkt- und Servicequalität zu steigern. Daten über die eigenen Produkte und über die Kunden werden mehr denn je zum Kapital der Zukunft.
Internet of Things
Das Zusammenspiel von IoT-Plattformen und modernster ERP-Systeme machen es in der Produktion möglich, den gesamten Produktlebenszyklus digital abzubilden. So können die Fertigungsprozesse durchgehend automatisiert werden.
Additive Fertigung
Die additive Fertigung bietet nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten und ist insbesondere im Bereich von Kleinserien schneller und kostengünstiger als die herkömmlichen Fertigungsverfahren.
ZVEI
DC-Industrie – Energieversorgung neu denken
Die Versorgung mit Gleichstrom ist besonders robust und ergänzt die Ansätze der Industrie 4.0 im Bereich der industriellen Energieversorgung ideal. Flexibel durch Einbindung erneuerbarer Energien und Speicher, zuverlässig durch Robustheit und Netzqualität, nachhaltig durch Material- und Energieeinsparungen – dies sind die Merkmale einer Produktion in Gleichstromnetzen.
E-Mobilität
Elektromobilität ist ein Trend, der von hoher Bedeutung ist, um die Mobilität klimafreundlich und zukunftsfähig zu gestalten. Allerdings reicht die Elektrifizierung der Antriebe allein nicht für eine emissionsfreie Mobilität aus. Auch intelligente Verkehrsleitsysteme sowie die Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger werden die Mobilität der Zukunft prägen.
Telemedizin
Im Jahr 2021 werden der Gesundheitsbereich und die Medizintechnik - neben dem weiteren Kampf gegen das Corona-Virus - davon bestimmt sein, die Vernetzung von Medizintechnik und IT-Systemen weiter voranzutreiben. Die Grundlage dafür ist in Deutschland bereits geschaffen: eine Reihe von Gesetzen zur Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft verabschiedet, die Länder der EU streben eine European Health Union an. Ziel ist es, die Digitalisierung zu nutzen, um die Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern. Telemedizinische Anwendungen haben das Potenzial, schnell landesweit umgesetzt zu werden und rücken damit weiter in den Fokus.
swissT.net
Dedizierte Automationssysteme
Dedizierte Automationssysteme werden verstärkt mit dem IoT kombiniert, um Daten und Dienste zugänglich zu machen. Entsprechend benötigt es offene Systeme mit Schnittstellen, die das ermöglichen. In der Folge rückt die Cyber Security definitiv in die klassischen Automationstechnologien vor. Auch der digitale Zwilling gewinnt damit an Bedeutung, weil er durch die Verfügbarkeit von weiteren Variablen viel genauer dargestellt werden kann. Datenmengen nehmen weiter und erheblich zu. Prädiktive Analysen werden wesentlich genauer und umfassen längere Zeiträume.
Digitale Geschäftsmodelle
Digitale Geschäftsmodelle, besonders basierend auf dem IoT, gewinnen an Boden. Hersteller von Maschinen und Anlagen schaffen es vermehrt den Nutzen von Anwendern zu steigern, und diesen Nutzen auch zu kommunizieren, was wiederum die Nachfrage danach steigert.
Impressum
Textquelle: Markus Back
Bildquelle: diverse
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
Swissmem
swissmem.ch
VDMA – Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
vdma.org
Swissmechanic
swissmechanic.ch
ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
zvei.org
swisst.net
swisst.net
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