Datengetriebene Geschäftsmodelle
«Klein beginnen und schnell nach oben skalieren»
Datengetriebene Geschäftsmodelle
«Klein beginnen und schnell nach oben skalieren»
Günstiger Massenspeicher und die Cloud ebnen den Weg für datengetriebene Geschäftsmodelle. Wie diese zu finden sind und auf was bei diesen zu achten ist, sagt ZVEI-Präsident Michael Ziesemer im Interview.
Von Markus Back (Text) und Ruben Sprich (Fotos)
Jede Branche bietet die Möglichkeit für datengetriebene Geschäftsmodelle. Steht ein solches Modell erst einmal, gilt es über kurz oder lang die Dienstleistungen zu verrechnen. Doch inwieweit eignet sich dafür Blockchain? «Da jeder Beteiligte im Netzwerk über einen eigenen Datensatz verfügt, erschwert das Manipulationen und führt damit zu einer höheren Sicherheit», sagt Michael Ziesemer. Doch dieser Vorteil ist für ihn zugleich der grösste Nachteil: «Diese massive Datenredundanz führt zu einem enorm hohen Energieverbrauch.» Wieso das so ist, verdeutlicht er an einem Beispiel. Gehören einem Netzwerk 10000 Teilnehmer an, existieren in der Cloud auch 10000 exakt identische Datensätze. «Blockchain ist eine Schlüsseltechnologie für die weitere Digitalisierung», so der ZVEI-Präsident und ergänzt: «Für alles und jeden, wie es einmal gedacht war, wird es sich wegen des hohen Energiebedarfs aber nicht eignen.»
Michael Ziesemer
Michael Ziesemer (Jahrgang 1951), Ingenieur der Elektrotechnik, startete seine Karriere in der Telekommunikation, wechselte aber bald zur Messtechnik. 1981 trat er bei Endress+Hauser ein, bekleidete verschiedene Funktionen auf Produktionsseite, ehe er ab 1996 den Vertrieb der Firmengruppe prägte. 2002 wurde er ins Executive Board berufen; ab 2008 war er Chief Operating Officer und Stellvertreter des CEO. 2016 wechselte Michael Ziesemer als stellvertretender Präsident in den Verwaltungsrat von Endress+Hauser. Daneben ist er seit 2014 Präsident des einflussreichen deutschen Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI).
Vom Vertrauen in digitale Währungen
Blockchain bietet bei Transaktionen eine hohe Sicherheit vor Datenmanipulationen. In Kombination mit digitalen Währungen hätte Blockchain, wäre da nicht der enorme Energieverbrauch, das Potenzial, den Überweisungsverkehr zu revolutionieren. Doch inwieweit ist digitalen Währungen zu trauen, wenn wie beispielsweise bei Libra von Facebook auf einmal Tech-Unternehmen die Währungshüter sind? Michael Ziesemer beschleicht da zumindest eine gewisse Skepsis: «Geld ist etwas sehr Elementares, weshalb wir uns fragen müssen, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn eine private Instanz nennenswert eine Währung in Umlauf bringt?» Er hat diesbezüglich seine Bedenken, zumal gerade Facebook in jüngerer Vergangenheit nicht immer im Interesse der Allgemeinheit handelte.
Sehr viel wohler wäre ihm bei diesem Thema, wenn die staatlichen Institutionen, für den Euro-Raum beispielsweise die EZB oder für die Schweiz die Nationalbank, eine digitale Version ihrer Währungen auf den Weg brächten. «Das wäre mir viel lieber, als wenn ein Tech-Unternehmen das macht», so Michael Ziesemer.
Doch bevor sich nun Unternehmen darüber Gedanken machen, mit welcher Methode der Bezahlungsverkehr erfolgen soll, müssen sie zunächst ein datengetriebenes Geschäftsmodell entwickeln. Und welche Empfehlung gibt ihnen hierfür der ZVEI-Präsident? «Klein anfangen, aus den Fehlern lernen und so schnell als möglich nach oben skalieren. Lassen Sie auf keinen Fall zu, dass andere Unternehmen um Ihr Produkt herum ein digitales Geschäftsmodell aufbauen», warnt Michael Ziesemer eindringlich. Das gehe schneller als man denke, zumal inzwischen alle Tech-Unternehmen erkannt hätten, dass der B2B-Bereich ein äusserst interessanter und lukrativer Markt sei.
Ergänzendes Interview und Schwerpunkt «Datengetriebene Geschäftsmodelle»
In unserer neuen Printausgabe von «Technik und Wissen» sind die «Datengetriebene Geschäftsmodelle» ein Schwerpunktthema. Diverse Interviews und Fachberichte führen die Leser und Leserinnen mitten in dieses spannende und topaktuelle Thema. Falls Sie noch kein Abonnement haben, holen Sie sich hier unser modernes Fachmagazin. ZUM ABO
Lesen Sie in der Ausgabe #006 von Technik und Wissen» auch das ergänzende Interview mit dem ZVEI-Präsidenten. In diesem spricht er unter anderem darüber, wie Unternehmen zukünftig denken müssen und welche Aspekte bei digitalen Geschäftsmodellen zu beachten sind.
Blättern in unserem Printmagazin
Impressum
Autor: Markus Back, Chefredaktor Print
Fotos: Ruben Sprich
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
ZVEI
www.zvei.org
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: