Der greifende Zentrischspanner
Spanntechnik für eine vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung
Der greifende Zentrischspanner
Spanntechnik für eine vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung
Welche Neuheiten gibt es bei den Spannmitteln, die uns ein «Heureka» entlocken? Hier ist eines von der Firma Gressel. Deren R-C2 macht als greifender Zentrischspanner eine vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung möglich. Wir hatten dazu ein paar Fragen an Jörg Oskar Maier, Geschäftsführer der Gressel AG.
Herr Maier, wenn Sie zwei Trends nennen müssten aus der Welt der Spanntechnik, welche wären dies?
Mittelfristig werden sicher mehr 5-Achsen-Spann- mittel benötigt und auch automatisierbare Zentrischspanner. Die 5-Achsen-Bearbeitung liegt ja im Trend, was einfach zu erkennen ist, da der Anteil an 5-AchsenMaschinen stark angestiegen ist. Die Zentrischspanner liegen ebenfalls im Trend. Der Grund: Sie können in diversen Automationslösungen eingesetzt werden: auf Paletten, auf Aufspanntürmen und mit Direktbeladung.
Die Automation beim Spannen von Werkstücken
Wie schätzen Sie diesen Bedarf an Automation beim Spannen von Werkstücken ein?
Der automatisierte Beladevorgang ist enorm wichtig. Wir wollen da aber noch einen Schritt weitergehen und automatisieren daher nicht nur die Beladung, sondern wir haben ein System entwickelt, das den Umrüstprozess automatisiert.
Funktionsweise des greifenden Zentrischspanner R-C2
Darauf wollte ich zu sprechen kommen. Sie haben einen greifenden Zentrischspanner entwickelt, den R-C2. Wie funktioniert dieser?
Der greifenden Zentrischspanner R-C2 ist die Verschmelzung der Vorteile von Roboter-Direktbeladung mit der Palettenbeladung. In der Maschine funktioniert der R-C2 wie eine Palette. Der Zentrischspanner als motorisch angesteuerter Servogreifer wird vom Roboter in die Maschine eingelegt und abgekoppelt. Mit dem R-C2 entfällt der Rüst- und Umrüstaufwand, neue Werkstückspannweiten werden mit dem Servoantrieb automatisch umgestellt.
Was sind die Vorteile?
Mit dem kombinierten Zentrischspann- und Greifmodul R-C2 wird die vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung von Einzel- und Serienteilen zur personalminimierten Realität.
Wie wird dann diese vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung realisiert?
Bei dieser Frage möchte ich zuerst zurückschauen auf die Art, wie man bis dato vorging: Greifen, Spannen, Transportieren, Bearbeiten, Transportieren, Ablegen – so gestaltet sich bis anhin die 5-Achsen-/5-Seiten-Komplettbearbeitung, aus der aber noch kein fertiges Endprodukt resultiert. Denn für die Bearbeitung der sechsten Seite folgen dem Ablegen das erneute Greifen, Spannen, Transportieren, Bearbeiten, Transportieren und Ablegen.
Nicht zu vergessen die Rüstarbeiten ...
Ja, zuvor sind noch die unerlässlichen Rüstarbeiten wie Wechseln des Greifers sowie Wechseln des Spanners beziehungsweise der Spannbacken vorzunehmen, was im Normalfall manuell geschieht. Somit wird der automatisierte Produktionsprozess unterbrochen und kann erst nach dem Rüsten wieder aufgenommen und vollendet werden.
Wie löst Gressel diese Herausforderung?
In der 6-Seiten-Station R-C2 erfolgt sozusagen ein Handshake zwischen dem robotergeführten Zentrischspanner OP10 und dem positionierten Zentrischspanner OP20. Dabei wird das vorbearbeitete Werkstück von der 6-Seiten-Station R-C2 während des Umspannprozesses angedrückt und gespannt. Prozesssicherheit und die parallele Werkstückauflage im Zentrischspanner sind gewährleistet. Messfunktionen zur Prozessüberwachung und eine Ausrichtstation für Rohteile sind integriert.
Die folgenden Bilder zeigen der Reihe nach...
Wichtigkeit der Sensorik für die Spanntechnik
Dazu habe ich gleich noch eine Nebenfrage: Wie wichtig ist Sensorik für die Spanntechnik?
Die Sensorik ist in Zukunft beim Spannvorgang nicht mehr wegzudenken. Mit den Sensoren wird die Spannkraft geregelt, die Anwesenheit überprüft und die Informationen des Bearbeitungsvorganges übermittelt, gelesen und dokumentiert. Es wird in Zukunft auch das Schwingungsverhalten gemessen und sogar damit die Maschineneinstellungen optimiert.
Kommen wir zurück zum R-C2. Viele Fertiger wird es interessieren, ob Gressel mit diesem Ansatz den wirtschaftlichen Kunden-Vorteil in Zahlen fassen kann.
Das Investment für das Antriebsmodul und für zwei bis vier Zentrischspanner ist gering. Enorm dagegen ist die Zeitersparnis für den Bediener. Vergleicht man den Zeitaufwand für das Einrichten, Beladen und Entladen mit Palettenautomationen und mit Roboter-Direktbeladung, so sind Mitarbeitende mit dem R-C2-System fünf bis acht Mal schneller. Durch diese Zeitersparnis wird die Investition in ein bis eineinhalb Jahren amortisiert.
Ab wann ist das System am Markt erhältlich?
Das System ist bereits am Markt erhältlich. Wir haben bis heute die wichtigen Integratoren ausgerüstet, parallel dazu produzieren bereits Pilotkunden damit und in Aadorf bei der Gressel AG ist das System pausenlos im Einsatz und kann auch besichtigt werden.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Gressel
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
Gressel
www.gressel.ch
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: