Lange Tradition akademischer Exzellenz

Der Bericht, die erste umfassende Analyse dieser Art, stützt sich auf Daten zu 1200 europäischen Universitäten, die zwischen den Jahren 2000 und 2020 Patentanmeldungen beim EPA generiert haben. Die Studie berücksichtigt auch sogenannte indirekte Anmeldungen, die von anderen Einrichtungen angemeldet werden, in denen aber Forschende von Universitäten als Erfinderinnen und Erfinder genannt werden.

«Europa kann auf eine lange Tradition akademischer Exzellenz blicken, doch manchmal fällt es uns schwer, Forschung in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen», sagte EPA-Präsident António Campinos. «Diese Studie beleuchtet den akademischen Erfindungsreichtum in Europa mit dem Ziel, ihn stärker in Politik und Strategien zu berücksichtigen. Universitäten können ihren Einfluss verstärken, indem sie Patente über Lizenzierungen, Kooperationen oder Ausgründungen verwerten und damit sowohl deren Marktwert als auch die gesellschaftliche Bedeutung steigern. Wie der Draghi-Bericht jüngst deutlich gemacht hat, bleibt noch viel zu tun, um einen einheitlichen Markt für Forschung und Technologie in Europa zu schaffen, da 10 % der Startups mit europäischen akademischen Patenten ihren Hauptsitz in den USA haben.»

Deutlicher Wandel in Strategie und Politik im Bereich des geistigen Eigentums

Laut der Studie sind Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien führend bei der Gesamtzahl akademischer Patente. Schweizer Universitäten, die an 6. Stelle liegen, sind für 5,7 % aller akademischen Patente in Europa verantwortlich – insgesamt 6 103 europäische Patente. Mit 772 akademischen Patenten pro einer Million Einwohner, die zwischen 2000 und 2020 angemeldet wurden, steht die Schweiz an zweiter Stelle, nur übertroffen von Dänemark (mit 800 akademischen Patenten pro einer Million Einwohner).

Zwei Drittel aller Patentanmeldungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten aus Hochschulen stammten, wurden nicht direkt von diesen selbst eingereicht, sondern von anderen Organisationen, meist Unternehmen.

30 % dieser Anmeldungen entfielen allein auf kleine und mittelständische Unternehmen. Allerdings haben europäische Universitäten die Patentierung ihrer akademischen Erfindungen erheblich verstärkt: Der Anteil stieg von 24 % aller akademischen Patentanmeldungen im Jahr 2000 auf 45 % im Jahr 2019. Das weist auf einen deutlichen Wandel in Strategie und Politik im Bereich des geistigen Eigentums hin. Die Studie untersucht auch die Zusammenarbeit bei akademischen Erfindungen, die häufig noch auf lokale Partner im selben Land beschränkt ist. Dies lässt darauf schliessen, dass in Europa für länderübergreifende Verbindungen mehr Potenzial vorhanden ist.

Kleine Anzahl für Hälfte aller akademischen Patentanmeldungen verantwortlich

Die Hälfte dieser Anmeldungen entfällt in Europa auf eine kleine Anzahl von Universitäten (5 % der 1 200 Hochschulen in der Studie), darunter die Université Grenoble Alpes, die Technische Universität München, Oxford University, die ETH Zürich, die Universität Kopenhagen und das Polytechnikum Mailand. Diese sind vor allem auf Naturwissenschaften spezialisiert und werden von speziellen Einrichtungen für den Wissenstransfer unterstützt. Im Vergleich dazu tragen 62 % der anderen Universitäten lediglich 8 % der Erfindungen bei. Aber gerade die Gruppe kleinerer Hochschulen, die weniger Patente generieren, spielt in ihrem nationalen Innovationsökosystem eine wichtige Rolle.

25 Schweizer Institutionen haben im Zeitraum 2000–2020 mindestens eine europäische Patentanmeldung beim EPA generiert. Die ETH Zürich ist mit 2 219 für die höchste Anzahl akademischer Patente zwischen 2000 und 2020 unter den Schweizer Hochschulen verantwortlich. Es folgen die EPFL in Lausanne mit 1697 akademischen Patenten und die Universität Zürich mit 930. Die Universität Basel (470) und die Universität Lausanne (363) vervollständigen die Top 5.

Drei Schweizer Universitäten in der Rangliste der 25 besten europäischen Hochschulen

Darüber hinaus meldeten von 2015 bis 2019 insgesamt 160 in der Schweiz ansässige Startups europäische Patente auf akademische Erfindungen an. Dies ist ein Indikator für den Technologietransfer von der Forschung an Universitäten auf die Märkte. Zudem sind drei Schweizer Universitäten in der Rangliste der 25 besten europäischen Hochschulen vertreten, was die Zahl der Startups anbetrifft, die akademische Patente für ihre Erfindungen anmelden: die ETH Zürich (Platz 1 mit 101 Start-ups mit akademischen Patentanmeldungen beim EPA, 2000–2020), die EPFL in Lausanne (Platz 5 mit 83 Start-ups) und die Universität Zürich (Platz 12 mit 60 Start-ups).

Recherche zu Universitäten und ihren Ausgründungen

Die Studie, die von der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie des EPA in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) durchgeführt wurde, beinhaltet das erste Langzeit-Mapping von Patenten, die von europäischen Hochschulen stammen, sowie deren Herausforderungen bei der kommerziellen Verwertung ihrer Erfindungen. Sie berücksichtigt einige der Handlungsfelder, die im Bericht von Mario Draghi über die europäische Wettbewerbsfähigkeit aufgezeigt wurden.

Investoren mit investitionsbereiten Startups in Europa verbinden

Das EPA hat seine kostenlose Plattform «Deep Tech Finder» (DTF) dahingehend erweitert, dass Nutzer neben investitionsbereiten Startups mit europäischen Patenten oder Patentanmeldungen nun auch Universitätspatente und deren Ausgründungen auffinden können. Dieses kostenlose Online-Tool stellt Informationen zu rund 900 europäischen Universitäten sowie die Unternehmensprofile und Patentportfolios von mehr als 1500 Spin-outs zur Verfügung. Der verbesserte DTF vereinfacht stärker als zuvor die Verbindung zwischen Wissenschaft und Investmentbranche. Mit diesem Upgrade bekräftigt das EPA sein Engagement für die Förderung von Deep-Tech-Innovationen in ganz Europa.


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