«Die Nachtschicht wird dann durch Trumpf übernommen»

Ein Interview mit Benedikt Braig von Trumpf über Remote Operation-Systems


Benedikt Braig von Trumpf erklärt, wie das Remote Operation-System des Unternehmens nicht nur die Effizienz beim Laserschneiden um bis zu 50 Prozent steigert, sondern auch Fachkräfte entlastet und Stillstandszeiten reduziert.

Benedikt Braig, Head of R
Benedikt Braig, Head of R&D Management Services bei der Trumpf Werkzeugmaschinen SE + Co. KG, Ditzingen: «In einem servicebasierten Modell lohnt sich Remote Operation für den Kunden bereits ab der ersten Nachtschicht.» (Bild: Trumpf, Ditzingen)

Herr Braig, 2021 startete Trumpf mit einem Kunden die Entwicklung des Remote Operation-Systems: Was hat Ihr Unternehmen motiviert?  

Benedikt Braig, Head of R&D Management Services bei der Trumpf Werkzeugmaschinen SE + Co. KG, Ditzingen: Viele Kunden arbeiten insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels zweischichtig mit Personal. Oft lassen sie ihre Maschinen abends bis in die Nacht laufen. Ein Kunde arbeitet zum Beispiel in zwei Schichten mit jeweils acht Stunden. Die Nachtschicht wird dann durch Trumpf übernommen. So kommt der Kunde auf einen 24-Stunden-Betrieb, ohne Mitarbeiter für die Nachtschicht finden zu müssen.

Gerade bei kleineren Losgrössen, einer Realität bei vielen Kunden, sind dann manuelle Eingriffe notwendig. Diese Eingriffe können wir mit unserer Technologie aus der Ferne vornehmen. Wir können auch unterschiedliche Zeitzonen nutzen. So kann das Fachpersonal einer deutschen Tagschicht eine Maschine in den USA betreuen, die sich dort in der Nachtschicht befindet.

Wie läuft eine Remote Operation ab?

Braig: Eine Maschine meldet über Live-Signale einen notwendigen Eingriff an das Remote Operation Center, das die Situation anhand von Daten analysiert. Es übernimmt die Fernsteuerung der Maschine und behebt den Eingriff. Dabei können sogar NC-Achsen sicher verfahren werden. Danach beendet das Remote Operation Center die Fernsteuerung, die sich wieder vollständig vor Ort bedienen lässt.

Wo kommt Remote Operation zum Einsatz?

Braig: Remote Operation ist aktuell für unsere Flaggschiffmaschine TruLaser Center 7030 verfügbar und wird auf weitere Maschinenserien übertragen.

Mit welchen Argumenten werben Sie für das Konzept?

Braig: Für Remote Operation sprechen Effizienzsteigerung und Erhöhung der Ausbringungsmenge, bessere Planbarkeit und Reduktion der Stillstandszeiten. Durch eine geringere Bedienerbindung und die Unterstützung des eventuell geringer qualifizierten Personal vor Ort kommt es ausserdem zu einer Entlastung bei Fachkräftemangel. Bei Validierungskunden konnten wir eine Effizienzsteigerung von bis zu 50 Prozent nachweisen. Und wir sehen sehr positive Rückmeldungen von Kunden, die durch den Austausch mit Trumpf ein kontinuierliches Coaching zum Thema «Lean Management» bekommen.

Sie nutzen Remote Operation selbst?

Braig: Ja, Trumpf kann eine Maschine in der Smart Factory in Chicago von Deutschland aus fernsteuern und so die Effizienz in mannlosen Nachtschichten steigern.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung?

Braig: Der Kunde muss an einigen Stellen seine gewohnten Abläufe verändern. Er gibt die Verantwortung in bestimmten Schichten ab. Er muss sicherstellen, dass er genügend Aufträge ins System geladen hat, um das System in einer Nachtschicht wirklich auszulasten. Zudem kann er durch wesentliche Handgriffe, wie das Auslagern von Fertigteilen, das System für die Nachtschichten vorbereiten. Dazu zählt auch die gezielte Vorbereitung einer Maschine für die Nachtschicht und die Bereitschaft, die Verantwortung für die Bedienung abzugeben.

Wie gehen Sie mit kundenseitigen Bedenken im Hinblick auf lange Vertragsbindungen um?

Braig: Beim Service Remote Operation können auch kürzere Vertragslaufzeiten gewählt werden. Die Vertragsbindung beim ergebnisorientierten »Pay per Part«-Modell ist etwas länger, da es auch die Finanzierung einschliesst.

Remote Operations - Lasermaschine von Trumpf

Wie läuft eine Remote Operation ab?

Braig: Eine Maschine meldet über Live-Signale einen notwendigen Eingriff an das Remote Operation Center, das die Situation anhand von Daten analysiert. Es übernimmt die Fernsteuerung der Maschine und behebt den Eingriff. Dabei können sogar NC-Achsen sicher verfahren werden. Danach beendet das Remote Operation Center die Fernsteuerung, die sich wieder vollständig vor Ort bedienen lässt.

Wo kommt Remote Operation zum Einsatz?

Braig: Remote Operation ist aktuell für unsere Flaggschiffmaschine TruLaser Center 7030 verfügbar und wird auf weitere Maschinenserien übertragen.

Mit welchen Argumenten werben Sie für das Konzept?

Braig: Für Remote Operation sprechen Effizienzsteigerung und Erhöhung der Ausbringungsmenge, bessere Planbarkeit und Reduktion der Stillstandszeiten. Durch eine geringere Bedienerbindung und die Unterstützung des eventuell geringer qualifizierten Personal vor Ort kommt es ausserdem zu einer Entlastung bei Fachkräftemangel. Bei Validierungskunden konnten wir eine Effizienzsteigerung von bis zu 50 Prozent nachweisen. Und wir sehen sehr positive Rückmeldungen von Kunden, die durch den Austausch mit Trumpf ein kontinuierliches Coaching zum Thema «Lean Management» bekommen.

Sie nutzen Remote Operation selbst?

Braig: Ja, Trumpf kann eine Maschine in der Smart Factory in Chicago von Deutschland aus fernsteuern und so die Effizienz in mannlosen Nachtschichten steigern.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung?

Braig: Der Kunde muss an einigen Stellen seine gewohnten Abläufe verändern. Er gibt die Verantwortung in bestimmten Schichten ab. Er muss sicherstellen, dass er genügend Aufträge ins System geladen hat, um das System in einer Nachtschicht wirklich auszulasten. Zudem kann er durch wesentliche Handgriffe, wie das Auslagern von Fertigteilen, das System für die Nachtschichten vorbereiten. Dazu zählt auch die gezielte Vorbereitung einer Maschine für die Nachtschicht und die Bereitschaft, die Verantwortung für die Bedienung abzugeben.

Wie gehen Sie mit kundenseitigen Bedenken im Hinblick auf lange Vertragsbindungen um?

Braig: Beim Service Remote Operation können auch kürzere Vertragslaufzeiten gewählt werden. Die Vertragsbindung beim ergebnisorientierten »Pay per Part«-Modell ist etwas länger, da es auch die Finanzierung einschliesst.

Wie zuverlässig funktionieren externe Maschinenzugriffe und effiziente Störungsbehebungen ohne Servicekraft vor Ort?

Braig: Rund 70 Prozent der Störungen können komplett aus der Ferne behoben werden.

Wie gewährleisten Sie die Sicherheit der Datenübertragung und der Maschinenbedienung aus der Ferne?

Braig: Wenn das Remote Operation Center die Maschine fernsteuert, kann vor Ort nicht in die Bedienung eingegriffen werden. Falls vor Ort Unregelmässigkeiten wie das Unterbrechen einer Lichtschranke auftreten, dann muss Personal vor Ort diese Veränderung absichern.

Was machen Sie beim Ausfall der Online-Verbindung?

Braig: Dieser Fall ist bisher nicht aufgetreten. Grundsätzlich gilt: Zunächst arbeitet die Maschine ihren Produktionsplan wie im Voraus geplant ab. Das heisst, die Maschine bleibt auch beim Ausfall der Online-Verbindung produktiv. Parallel wird die Ursache für den Ausfall analysiert und dieser behoben.

Wie sehen die Kosten aus, ab welcher Einsatzdauer rechnet es sich für Kunden?

Braig: Wir validieren aktuell mehrere unterschiedliche Bezahlmodelle. In einem servicebasierten Modell lohnt sich das Modell für den Kunden bereits ab der ersten Nachtschicht. Die Rückmeldungen von Kunden zur Wirtschaftlichkeit fallen positiv aus.

Ist auf lange Sicht nicht der Einsatz von KI unerlässlich für die Implementierung?

Braig: Die aktuellen Daten werden bereits so strukturiert, damit sie für den Einsatz von KI vorbereitet sind. Die Einführung geschieht allerdings schrittweise.

Dr. Alexander Olowinsky, Leiter der Abteilung «Fügen und Trennen» am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT, Aachen

Teil 1 zu diesem Interview: Remote Operation - die menschliche Fachexpertise aus der Ferne

Die Digitalisierung prägte im April 2024 den «AKL'24 -International Laser Technology Congress» des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT in Aachen. Trumpf lockte viele Teilnehmende mit einer Rede über Remote Operation.

Veröffentlicht am: